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Meinung: Warum brauchen wir 60-Tonner-Lkw mit über 25 Meter Länge?

Zu: „Handel fordert Riesenlaster“ vom 4. August 2004 Das könnte dem Großhandel so passen.

Zu: „Handel fordert Riesenlaster“ vom 4. August 2004

Das könnte dem Großhandel so passen. Aufhebung des Sonntagsfahrverbotes und Einführung von 60–Tonnern. Als ob die Republik nicht schon jetzt, und in Zukunft noch verstärkt, unter dem LkwTerror dröhnt und stöhnt.

Für den Handel bedeutet dieser Vorschlag, so er denn käme, noch eine größere Ersparnis bezüglich der Lagerhaltung, da noch mehr Güter in das rollende Lager LKW verschoben werden und damit die eigenen Kosten reduziert und der Allgemeinheit aufgebürdet werden. Denn der LKW–Verkehr ist im Grunde genommen hochsubventioniert, da sich die Schäden an Menschen, Umwelt und Straßen nur zu einem Bruchteil in den LKW-Steuern und den Diesel-Preisen wiederfinden. Würde nach demVerursacherprinzip das Speditionsgewerbe auch nur annähernd für die Kosten der LKW–Schäden aufkommen, müsste der Liter Diesel für Lastwagen über fünf Euro kosten.

Sollte das Sonntagsfahrverbot, was sowieso schon durch die vielen Ausnahmegenehmigungen sehr löchrig ist, komplett aufgehoben werden, würde es in vielen Regionen zu einer noch unerträglicheren Belastung durch Lärm und Abgase kommen. Schon jetzt zahlen wir die Zeche für den LKW-Wahnsinn doppelt und dreifach: über die Steuergelder, mit dem Verlust an Lebensqualität und vor allem mit unserer Gesundheit.

Rolf Rahnefeld, Berlin-Charlottenburg

Sehr geehrter Herr Rahnefeld,

Ihrer Forderung nach höheren Spritpreisen muss ich entschieden widersprechen, da bereits heute durch die Mineralölsteuer jährlich 45 Milliarden Euro in den Bundeshaushalt fließen. Beim Straßenbau kommen davon gerade einmal 10 Prozent an. Über 40 Milliarden Euro fließen in den allgemeinen Haushalt, also in die Sozialversicherungskassen, Projekte des Umweltschutzes, in den Schienenverkehr und zahlreiche andere Maßnahmen.

Aus diesem Grunde wäre eine Senkung der Steuerlast, die durch den Umstieg auf die Lkw-Maut auch einmal von der Politik versprochen wurde, das Gebot der Stunde. Zumal ausländische Lkw in Deutschland nicht tanken, aber unsere Infrastruktur nutzen, ohne sich auch nur mit einem Cent an den Kosten zu beteiligen. Eine Senkung der Mineralölsteuer für Lkw in Deutschland würde zumindest Wettbewerbsgleichheit herstellen. Viel gravierender ist aber die wirtschaftliche Ineffizienz durch Staus. Bereits heute verpuffen zwölf Milliarden Liter Sprit pro Jahr sinnlos. Und durch Wartezeiten zerrinnen drei Milliarden Stunden Lebens- und Arbeitszeit ungenutzt. Insgesamt also eine Summe von 100 Milliarden Euro pro Jahr.

Der Lkw-Verkehr wird tatsächlich noch zunehmen: Nach Prognosen des Bundesverkehrsministeriums um 64 Prozent bis 2015. Wo sollen aber diese höheren Tonnagen hin? Die Bundesregierung reduziert die notwendigen Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur kontinuierlich, obwohl zwei Drittel der 37 000 Brücken in Deutschland nicht mehr für den Schwerlastverkehr geeignet sind. Die Mehreinnahmen durch die Lkw-Maut fließen leider auch nicht in dringend notwendige Investitionen im Straßenbau. Wenn die Bundesregierung nicht bereit ist, in die Infrastruktur zu investieren, um damit den Wirtschaftsstandort Deutschland zu erhalten, sind innovative Überlegungen geboten. Leider hat die Bundesregierung keine eigenen schlüssigen Konzepte vorgelegt, wie das Wachstum aufgefangen könnte. Ein Verkehrsvermeidungs- beziehungsweise Verkehrsverlagerungsszenario greift nur bedingt, da rund 80 Prozent der Straßengütertransporte im Nahverkehr bis 150 Kilometer erfolgen. Hier will und kann die Bahn keine Tonnagen übernehmen, da sie ihre Stärke nur in der Langstrecke ausspielen kann.

Der BGA fordert daher, die Maße und Gewichte für Lkw von gegenwärtig 40 Tonnen und 18,75 Meter Länge auf 60 Tonnen und 25,25 Meter zu erhöhen. Der Spritverbrauch und die Umweltbelastung würden pro transportierte Tonne um 15 Prozent sinken. Die Fahrbahn wäre besser ausgelastet, da für die gleichen Mengen Güter weniger Straßenfläche verbraucht würde. Einschließlich der Sicherheitsabstände bräuchten drei 40-Tonner 172 Meter Straße, während zwei 60-Tonner nur 130 Meter Straße beanspruchten. Gleichzeitig würde die Straßenbelastung ab- und nicht zunehmen. Denn durch eine höhere Achszahl sinkt der Druck von der Straße von 8 Tonnen auf 7,5 Tonnen. Aber auch für Brücken wären diese Fahrzeugkombinationen kein Problem. Das durchschnittliche Gewicht pro Fahrzeugmeter ist sogar etwas geringer als beim 40-Tonner. Der Vorteil für Autofahrer: Zahlenmäßig gleich viele Lkw werden in Zukunft 50 Prozent mehr Güter transportieren, ohne mehr Staus zu verursachen. Die Alternative, wenn die Regierung sich erneut nicht bewegt: Mehr Staus, noch längere Wartezeiten und noch einige Milliarden Liter sinnlos verpuffter Kraftstoff.

Jürgen Hasler vom Bundesverband des Deutschen Groß- und Außenhandels (BGA).

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