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Meinung: Widerstände um Oberst Hoepner

„Umstrittener Patron“ vom 22. September 2004 Es ist belegt (z.

„Umstrittener Patron“ vom 22. September 2004

Es ist belegt (z. B. StauffenbergBiografie von Christian Müller), dass Hoepner schon vor 1939 dem Widerstand zuzurechnen war und nicht erst nach 1942. Er stieß nicht zum militärischen Widerstand, sondern war einer der Begründer. Zu diesem Zeitpunkt kann ihm der Wunsch, einen Vorteil daraus ziehen zu wollen, wohl kaum unterstellt werden. Wer entscheiden will, ob seine Rolle am 20. Juli 1944 im Bendlerblock „passiv“ war oder nicht eher aktiv, möge in die Ausstellung in der Stauffenbergstraße gehen. Dort kann man nicht nur nachlesen, welche Befehle er an diesem Tag erteilt hat, sondern auch, dass er sich der NS-Macht nie unterworfen hat. Ich empfinde es als sehr traurig, dass es nicht möglich zu sein scheint, einem Mann, den Hitler als persönlichen Feind empfunden und gehasst hat, der sein Leben für andere geopfert hat und dessen Familie dafür ins KZ ging, ein ehrendes Andenken zu bewahren.

Dr. Harald Potente, Enkel von Erich Hoepner, Berlin-Zehlendorf

Als ehemaliger Schüler der Hoepner- Schule bin ich sehr froh darüber, dass das Thema dieser Namensgebung noch einmal aufgegriffen wird. Ich war damals ein noch sehr junger Schüler – Abitur 1962 –, und der Protest gegen die Namensgebung war meine erste Erfahrung mit praktischer Politik. Meine Generation hat dabei viel gelernt: autoritäres Verwaltungshandeln – einem Geschichtslehrer wurde die Verantwortung für die Schülerproteste zugeschoben mit der Konsequenz der Versetzung - , Diffamierung der Hoepner-Kritiker als Nazi-Apologeten und es gab den Versuch der Weißwäsche der traditionellen Eliten. Dass der damalige SPD-Innensenator Lipschitz als Redner bei der Schulfeier zur Namensgebung sich dabei besonders hervorgetan hat, war das Sahnehäubchen der ganzen Angelegenheit.

Das war ein wichtiger Beitrag zur politischen Erziehung meiner viel gescholtenen späteren 68er-Generation. Es wäre zu schön, um wahr zu sein, wenn man in Charlottenburg und an meiner früheren Schule durch eine andere Namensgebung politische Lernfähigkeit demonstrieren würde.

Thomas Isensee, Berlin-Charlottenburg

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