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Meinung: Wird der neue Flughafen zur Lokomotive für die Wirtschaft der Region?

„In Schönefeld werden die Nächte kürzer“ vom 18. März 2006 und „Berlin hebt ab – mit dem Großflughafen“ vom 17.

„In Schönefeld werden die Nächte kürzer“

vom 18. März 2006 und „Berlin hebt ab – mit dem Großflughafen“ vom 17. März 2006

Nun kann der BBI also gebaut werden. Ob er allerdings die Region Berlin-Brandenburg so voranbringt, wie es die Befürworter behaupten, möchte ich bezweifeln. Ob die prognostizierten 40 000 Arbeitsplätze tatsächlich entstehen werden, ist mehr als fraglich, da ja erst einmal die Beschäftigten an den Flughäfen Tempelhof und Tegel, die bei Eröffnung des Berliner Großflughafens geschlossen werden sollen, untergebracht werden müssen. Außerdem sagen doch jetzt schon diverse große Fluglinien, dass sie wegen des gerichtlich angeordneten Nachtflugverbots nicht nach Berlin wollen. Ein großes Drehkreuz des Luftverkehrs von internationalem Rang – wie es Frankfurt und München schon sind – wird der BBI so nicht werden. Vielleicht sollten die Verantwortlichen doch überdenken, ob sie Unsummen an Steuergeldern für ein Lotteriespiel ausgeben.

Christine Bartels, Berlin-Rudow

Im Namen des Volkes – Schönefeld darf also endlich gebaut werden! Der Jubel der Befürworter ist verständlich. Ebenso die Enttäuschung bei den Gegnern. Doch erst beim Blick über den eigenen Tellerrand wird klar: Die wahren Gewinner des gestrigen Tages sind die Flughafenbetreiber in Frankfurt, München und Leipzig. Verliererin ist die Region Berlin-Brandenburg. Denn mit der Entscheidung für den dicht besiedelten Standort Schönefeld wird zugleich die Chance vertan, ein Drehkreuz von internationaler Bedeutung zu schaffen. Der Dauerkonflikt um Fluglärm, der – wie etwa in Düsseldorf – stadtnahe Flughäfen bereits heute am Weiterwachsen hindert, ist nunmehr auch für den BBI vorprogrammiert. Und die prompte Reaktion der Fluglinien auf die vom Gericht geforderten Betriebsbeschränkungen zeigt dieses Dilemma überdeutlich, noch bevor in Schönefeld der erste Spatenstich getan ist.

Arne Wolfart, Berlin-Tiergarten

Sehr geehrte Frau Bartels,

sehr geehrter Herr Wolfart,

ich kann Ihre Fragen sehr gut nachvollziehen. Auch das Gericht hat es sich mit seiner Entscheidung nicht leicht gemacht. Der Kompromiss, der jetzt gefunden worden ist, verlangt beiden Seiten etwas ab, aber ich halte ihn für tragfähig. Der Flughafen Berlin-Brandenburg International (BBI) ist das wichtigste Infrastrukturprojekt für den gesamten Osten in den kommenden Jahren.

Für die wirtschaftliche Entwicklung unserer Region ist es richtig und gut, den Luftverkehr an einem modernen Flughafen zu konzentrieren. Oft wird gesagt, in Deutschland könnten keine Großprojekte mehr realisiert werden. Das Gegenteil ist der Fall. Für die Zukunftsfähigkeit der Wachstumsregion Berlin-Brandenburg ist der BBI ganz entscheidend. Die deutsche Hauptstadtregion braucht einen vernünftigen Flughafen. Immer mehr Menschen starten von Berlin aus in die Welt, Urlauber, Geschäftsleute und Messereisende. Wir fangen realistisch an. Der neue Flughafen ist für rund 22 Millionen Passagiere ausgelegt, und kann auf bis zu 40 Millionen Passagiere erweitert werden.

Mehr Fluggäste, höhere Kaufkraft und ein besseres Angebot bedeuten auch mehr Arbeitsplätze. Schon heute liegt der Gesamtbeschäftigungseffekt der Berliner Flughäfen bei 33 600 Arbeitsplätzen. Mit dem BBI werden bis 2012 rund 40 000 neue Arbeitsplätze in der Region entstehen.Damit hängen künftig direkt und indirekt rund 70 000 Arbeitsplätze von dem neuen Flughafen ab. Ob am Ende etwas mehr oder weniger Stellen entstehen, werden wir bald wissen. Eins ist aber klar: Flughäfen sind Jobmaschinen. Der Gesamtbeschäftigungseffekt wird damit 2012 bei 73 000 Arbeitsplätzen liegen.

Natürlich steht Berlin im Wettbewerb mit anderen Flughäfen und natürlich hat es ein Airport noch leichter, wenn er rund um die Uhr ohne Beschränkungen betrieben werden kann. Aber, das von Ihnen erwähnte Beispiel Düsseldorf zeigt gerade, dass mit vernünftigen Kompromissen beide Seiten gut fahren können – die Anwohner und der Flughafen. Düsseldorf liegt immerhin auf Platz drei der deutschen Airports. Welche Beschränkungen es in Berlin geben wird, wissen wir erst, wenn die Urteilsbegründung vorliegt. Ich bin fest davon überzeugt: Der BBI wird der deutschen Hauptstadt einen entscheidenden Impuls für mehr Wirtschaftswachstum und neue Arbeitsplätze geben. Die Bundesregierung wird sich weiter entschlossen für den Ausbau des Flughafens Schönefeld als wichtigstes Verkehrs- und Infrastrukturprojekt für den Osten einsetzen.

Mit freundlichen Grüßen

— Wolfgang Tiefensee (SPD), Bundesminister

für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung

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