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Meinung: Würde gibt es nicht für Geld

„Die Rückkehr der Ehre / Eva Herman, Christian Klar und die Stasi-Spitzel:In der Mediengesellschaft stehtdie Würde des Menschen auf dem Spiel“von Jost Müller-Neuhof vom 11. JanuarDas in der Mediengesellschaft „die Würde des Menschen auf dem Spiel steht“, wie Jost Müller-Neuhof treffend schreibt, ist in anderer Form in dem 2008 erschienen Band des englischen Soziologen Richard Sennett zu lesen, „Verfall und Ende des öffentlichen Lebens – Die Tyrannei der Intimität“.

„Die Rückkehr der Ehre / Eva Herman, Christian Klar und die Stasi-Spitzel:

In der Mediengesellschaft steht

die Würde des Menschen auf dem Spiel“

von Jost Müller-Neuhof vom 11. Januar

Das in der Mediengesellschaft „die Würde des Menschen auf dem Spiel steht“, wie Jost Müller-Neuhof treffend schreibt, ist in anderer Form in dem 2008 erschienen Band des englischen Soziologen Richard Sennett zu lesen, „Verfall und Ende des öffentlichen Lebens – Die Tyrannei der Intimität“. Eine Kernthese seiner 600 Seiten umfassenden Schrift lautet: „Dass immer mehr Menschen zu der Überzeugung neigten, sie seien selbst die Urheber ihres Charakters und jedes Ereignis in ihrem Leben, sei als Teilbestimmung ihrer selbst von Bedeutung. Aber aufgrund von Instabilität und Widersprüchlichkeit, seien die Menschen nicht in der Lage zu beschreiben, worin diese Bedeutung besteht. Als Folge würde das Selbst, nach und nach zum Maßstab der gesellschaftlichen Beziehungen“.

Vor über 100 Jahren war die „Rückkehr der Ehre“ für Emile Zola schon ein Grund, seinen offenen Brief „J’accuse – ich klage an“ zu schreiben. Darin verwahrte er sich gegen die verleumderische und antisemitische Kampagne gegen Offizier Dreyfus, obwohl er diesen persönlich überhaupt nicht kannte. Sein Schreiben blieb nicht ohne Wirkung. Offizier Dreyfus wurde nach Jahren der Haft rehabilitiert und die Verleumder entlarvt.

Michael Mohr, Köln

Es ist das Dilemma unserer Zeit, in einem weltweit vernetzten, zunehmend beschleunigten Daten- und Informationsrausch, mit unserer eigenen, von der Evolution vorgegebene, relativ langsamen Geschwindigkeit Entscheidungen für den Fortbestand unseres Lebens zu treffen. Die Unantastbarkeit der Menschenwürde, die – auch wenn es manche nicht wahrhaben mögen – unantastbar und keinesfalls monetär bewertbar (!) ist, bleibt dabei oft auf der Strecke.

Hier und da, nicht nur in den Medien, ist jedoch Zweifel angebracht, ob die Menschenwürde nicht differenzierter zu betrachten ist. Ob einzelne Täter, die dumpfe „Ehrenmorde“ begehen, mit hoher krimineller Energie die wirtschaftliche Existenzen von Millionen Menschen zerstören oder sie an den Rand des Abgrunds führen, ganze Völker ohne den geringsten Skrupel fast ausrotten, die Menschen zum bloßen Objekt ihrer unergründlichen Geistesbeschränktheit bzw. intellektuellen Minderleistung degradieren; ob diese Täter-Menschen noch eine Menschenwürde besitzen kann mehr als bezweifelt werden. Trotzdem steht diesen Tätern – zumindest in unserer zivilisatorischen westlichen Wertegesellschaft – im Fall ihrer Habhaftigkeit eine würdevoller Rechtsprozess zu. Von einer „Rückkehr der Ehre“ – wie der Autor meint – kann mit Blick auf die weltweite Wirtschafts- und Gesellschaftskrise, mit unrühmlicher Verstrickung politisch Handelnder, daher wohl kaum die Rede sein.

Dr. Udo Küppers, Bremen

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