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Leserkommentar: Straßenfest und Kulturkarneval mal anders

Für viele Besucher war der Karneval der Kulturen am Pfingstwochenende ein Höhepunkt des Jahres. Unser Leser Thomas Barth beschreibt, warum die Veranstaltung für ihn als Anwohner eher ein Ärgernis darstellte.

Der Karneval der Kulturen wird berlin- und weltweit immer berühmter und unsere Politiker freuen sich über die wachsende Popularität und die wachsenden Einnahmen die sich daraus ergeben. Auch für die meisten Berliner ist der Kulturkarneval und das Straßenfest eine tolle Sache. So weit, so gut!

Für uns Anwohner wird zumindest das Straßenfest von Jahr zu Jahr größer und lauter und damit immer schwerer erträglich! An vier Tagen und leider eben auch fünf Nächten werden wir dauerzwangsbeschallt, unsere Treppenhäuser und Grünanlagen zu öffentlichen Toiletten umgewidmet, Wiesen werden unbetretbar aufgrund des Mülls und vor allem der Glasscherben! Neuzugabe in diesem Jahr: andauernde Hubschrauberbedröhnung von oben...

2010 wurde ein BVG-Mitarbeiter tätlich angegriffen, der nicht mit der Hochbahn über eine brennende Böschung (!!!) fahren wollte, und über die Pöbeleien der zu später Stunde zunehmend alkoholisierten und aggressiven Besucher reden wir lieber erst gar nicht! Dem Tiergarten und seinen (im Vergleich wenigen) Anwohnern wollte man das in Form der Loveparade nicht mehr zumuten. Damals fehlte eben einfach das Etikett Kultur, und das ganze war zu nahe an der Rave- und damit Partydrogenszene!

Hier aber, inmitten dichter Wohnbebauung, wo tausende von Anwohnern mit jedem Jahr in größerem Umfang in ihren verbrieften Rechten wie ungestörtes Wohnen, ungestörte Nachtruhe, urin- und müllfreies Nutzen der Strassen und Grünanlagen, massiv gestört werden, scheint das alles kein Problem zu sein.

Von der Polizei hört man bei Beschwerden über die nächtlichen krawallartigen Lärmorgien trommelnder und feiernder Massen immer nur den Standardsatz, man sei der einzige, der angerufen und sich beschwert hat. - Ok, vielleicht gerade im Moment und auf genau dieser einen Leitung....

Der Bezirksbürgermeister (oder war es der Sozialstadtrat?) verstieg sich sogar zu der Aussage: "Das müssen Sie eben hinnehmen, sie wohnen schließlich nicht in Zehlendorf!" Wohl wahr, hier wohnen eben keine reichen Bürger und auch kein Herr Joachim Sauer (der ganz fix in Mitte ein Klassikevent gekippt hat...) sondern viele Sozialtransferempfänger, Migranten und andere arme Schlucker, die keine Interessenvertretung finden und wohl nur schwer eine handlungsfähige Mehrheit gegen solche Events auf die Beine stellen können. Davon, und nur davon, beziehen der Bezirk und die Veranstalter ihr vermeintliches Recht, die Anwohner hier zu "beglücken".

Und nachdem des Bürgermeisters liebstes Kind an den Tropf der Öffentlichen Förderung gehängt, und damit für sakrosankt erklärt wurde – für das Bezirksamt liegt ebenfalls ein Antrag zur Förderung bei der BVV vor - dürften sich die enervierten "Dauernörgler" und "Wutbürger" rund um den Mehringplatz und den Blücherplatz wohl komplett umsonst über Ihre Bedeutungslosigkeit in der lokalen Politik ärgern und müssen das Straßenfest eben …...hinnehmen......!? Der Dank der Anwohner ist den Verantwortlichen sicher!

Thomas Barth Anwohner

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