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Radfahrer und Hundehalter sind oft egoistisch und rücksichtslos, meint unsere Leserin Annette Winzer.

© dpa

Leserkommentar: Wo bleibt die Lobby für uns Fußgänger

Tagesspiegel-Leserin Annette Winzer beanstandet den Egoismus und das Selbstverständnis von Hundehaltern und Radfahrern und zieht daraus ihre ganz persönlichen Konsequenzen.

Sehr geehrte Damen und Herren,

die beiden beigefügten Leserbriefe - "Tierliebe" und "Abgefahren" - sind mir bei der gestrigen Tagesspiegel-Lektüre positiv aufgefallen und haben mich dazu bewogen, mich auch einmal zu äußern. Ich habe mich zum einen sehr darüber gefreut, dass es hier Berliner gibt, die meine Auffassung teilen. Zum anderen ist es doch traurig, dass die Stadt in den letzten 17 Jahren (seitdem lebe ich in Berlin) beide Probleme überhaupt nicht in den Griff bekommt – oder nicht in den Griff bekommen will?

Erst seit ich hier lebe, habe ich überhaupt eine Meinung zu Hunden, inzwischen eine negative, was nicht an den Tieren, sondern an ihren ignoranten und aggressiven Haltern liegt. Wenn ich in der S-Bahn oder im Lokal deutlich mache (freundlich!), dass mir der Hund doch bitte nicht so nahe kommen soll und ich nicht beschnüffelt und/oder besprungen werden will, ernte ich fast ausnahmslos Unverständnis und aggressive Reaktionen. Viele Hundehalter sind der Meinung, dass ihr Hund einfach alles darf und alle Mitbürger ihren Hund doch genauso lieben müssen wie sie das tun. Ich frage mich oft, woher dieser unangenehme Egoismus eigentlich kommt.

Noch schlimmer und die größere Plage sind leider Radfahrer, jene Gruppe, die zu Unrecht als "die besseren Menschen" dargestellt werden, nur weil sie Rad- statt Autofahren. Ich bin selber Radler, Freizeitradler, fahre zwei Mal die Woche abends nach der Arbeit zur Krummen Lanke zum Schwimmen (im Sommer …). Allein auf diesem Weg begegnen mir nahezu ausschließlich Radler, die mir auf der für sie falschen Radwegseite entgegen kommen, dessen ungeachtet, dass auf der Gegenseite auch ein Radweg existiert. Oder sie fahren trotz nicht zu beanstandender Radwege auf dem Gehweg, und das zahlreich. Ein Verhalten, welches ich nun überhaupt nicht mehr nachvollziehen kann!

Am meisten stört es mich jedoch, wenn ich morgens auf dem Weg zur Arbeit das Haus verlasse, um zur S-Bahn zu gehen und mich erstmal umschauen muss, ob nicht jemand im hohen Tempo auf dem Gehweg vorbeigeschossen kommt. Wie oft wurde ich schon von Radlern auf dem Gehweg angepöbelt, weil ich nicht zur Seite gegangen bin, wie oft  hab ich mich erschrocken, wenn sie abends bei Dunkelheit auf dem Gehweg ohne Licht und ohne zu klingeln ganz dicht an einem vorbeifahren?

Am schlimmsten ist das im Winter, wenn sie trotz vereister Wege auf dem schmalen freigeschaufelten Pfad entlang radeln, und man weiß gar nicht, wohin man ausweichen soll. Nein, die steigen nicht ab! Kommt gar nicht in Frage. Aus diesem Grunde hole ich auch meine alte gehbehinderte Mutter nicht zu mir nach Berlin, zu groß ist die Sorge, sie könnte auf dem Gehweg angefahren werden. Gleich danach kommen die vielen unangeleinten Hunde, vor denen sie (und ich mich auch oft!) sich fürchtet und vor deren vielen Kot wir uns beide gemeinsam ekeln.

Wann kommt die Lobby für uns Fußgänger und Nicht-Hundehalter?

Ich würde mich freuen, wenn sie diese Themen weiterhin aufgreifen würden, um auf bestehende Missstände aufmerksam zu machen, vielleicht hilft es ja doch was.

Mit freundlichen Grüßen

Annette Winzer

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