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Alexis Tsipras knickt ein und akzeptiert Sparpläne der Gläubiger, allerdings unter bestimmten Bedingungen, von denen unklar ist, ob die Geldgeber diese wiederum akzeptieren.

© dpa

Lesermeinung zur Griechenlandkrise: Von Großbritannien lernen

Griechenland sollte Großbritannien als Vermittler um Hilfe bitten, findet unser Leser, selbst Professor für Volkswirtschaftslehre. Liebe Leserin, lieber Leser, wie kann Griechenland die notwendigen Reformen durchsetzen?

Was und wer auch immer die Schuld trägt, Griechenlands Bevölkerung leidet wirtschaftlich. Institutionelle Blockaden scheinen Wandel zu blockieren. Weder jüngste griechische Regierungen noch die Institutionen der Eurozone konnten die Dinge in Griechenland nachhaltig verbessern. Wenn ich Grieche wäre, würde ich in Erwägung ziehen, Britannien um Rat zu bitten. Grossbritannien ist ein europäisches Land, das für seinen Pragmatismus, gesunden Menschenverstand und seine volkswirtschaftliche Perspektive bekannt ist. Darüber hinaus hat Grossbritannien eine lange und breite Erfahrung mit unterschiedlichen Gesellschaften und hat Institutionen in sehr verschiedenen kulturellen Umfeldern rund um den Erdball geschaffen. Dies trifft auch für Zypern zu, ebenso für Deutschland nach Europas größter Krise im 20. Jahrhundert.

Sollten die Griechen nach dem Referendum am kommenden Sonntag nach einem neuen europäischen Partner suchen, um die Blockade zu durchbrechen, könnten sie das Vereinigte Königreich als Vermittler oder gar als Architekten für einen neuen institutionellen Rahmen in Erwägung ziehen. Als ein Land, das sowohl wirtschaftlich erfolgreich und mit Überzeugung nicht Teil der Eurozone ist, könnte Grossbritannien Griechenland zu einem neuen Start verhelfen, bei dem Griechenland möglicherweise die Eurozone in Würde verlässt. Falls Grossbritannien dadurch seine Fähigkeit unter Beweis stellt, flexibler mit einer Krise umgehen zu können als die derzeitigen Institutionen der Europäischen Union, könnte dies ein großer Moment sowohl für Grossbritannien als auch für Europa werden.   Dr. Patrick A. Puhani Professor für Volkswirtschaftslehre, Leibniz Universität Hannover Foundation Scholar, Queens’ College, Cambridge, Vereinigtes Königreich

Liebe Leserinnen und Leser, an dieser Stelle veröffentlichen wir ab sofort eine Auswahl Ihrer Leserartikel. Wir freuen uns über sachliche Beiträge. Bitte beachten Sie hierzu unsere Richtlinien. Ihre Texte schicken Sie bitte an: debatten@tagesspiegel.de.

Patrick Puhani

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