zum Hauptinhalt

Meinung: Lieblose Collage

„Mein Kampf mit Hitler“ vom 22. Januar Als ich den Titel las, schwante mir nichts Gutes, eine absolute Geschmacksverirrung, wie ich finde.

„Mein Kampf mit Hitler“ vom 22. Januar

Als ich den Titel las, schwante mir nichts Gutes, eine absolute Geschmacksverirrung, wie ich finde. Ein Titel, der in einem Satz Hitler und „Mein Kampf“ verbindet, ist schon für sich genommen eine Entgleisung, gesteigert noch durch das Wort „mit“. Hätte der Film, wenn schon, nicht wenigstens „Mein Kampf gegen Hitler“ heißen müssen? Aber vollends erschrocken war ich, als im Film mein Vater den Titel aufschreibt, als sei er eine Erfindung von ihm. Das finde ich infam. Wäre er noch am Leben, hätte mein Vater sich mit Sicherheit gegen eine solch marktschreierische Überschrift gewehrt. Seine Titel waren immer Understatement pur. „Anmerkungen zu Hitler“ oder „Geschichte eines Deutschen“, wie das Buch heißt, das Ausgangspunkt für dieses Dokudrama ist.

Einer der beiden Autoren hatte sich mit mir und meinem Bruder in Verbindung gesetzt, bevor mit der Arbeit an dem Film begonnen wurde, und uns gefragt, ob wir bereit seien, beratend teilzunehmen, was wir bejaht haben. Danach haben wir nie wieder etwas von ihm gehört. Deswegen war ich verärgert, aber nicht besonders verwundert, als eine Liebschaft, die im Buch nichts weiter ist als zunächst ein Faschingsflirt und dann eine kurze Affäre, im Film zu einem Liebesdrama aufgebauscht wird. Und, noch eine Geschmacklosigkeit auf „Bild“-Niveau, was haben Bettszenen in einem politischen Aufklärungsfilm zu suchen?

Der Film ist dann gut, wenn er sich an das Buch hält, und auch, wenn er Hitler mit seinem fürchterlichen Fuchteln, seiner schreienden Stimme und seinen starren Augen zeigt. Mein Sohn (52) sagte später, der Film sei Schrott, aber so zusammenhängend habe er Hitler vorher noch nie wahrgenommen. Das habe ihn erschüttert. Erschütternd war auch zu sehen, wie Hitler sich innerhalb von weniger als einem Jahr den größten Teil des Volkes unterwerfen konnte.

Ich fand die beiden Schauspieler, die meinen Vater und meinen Großvater im Film gespielt haben, sehr gut, aber am Ende empfand ich den Film als eine ziemlich lieblos zusammengestückelte Collage.

Sarah Haffner, Berlin-Charlottenburg

Zur Startseite