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Meinung: Löwe frisst Bambi

BLAIR MIT HERZPROBLEMEN

Politiker und ihre Wähler leben von Symbolen und da ist so ein Herzflimmern manchmal schwerwiegender als die ärztliche Prognose. Elektrische Überaktivität in den Herzkammern – das wundert den medizinischen Laien nicht, der Tony Blairs Terminkalender in den vergangenen Monaten verfolgte. Die Liste seiner innen und außenpolitischen Probleme ist lang – von den Gesundheitsreformen bis zur Europapolitik. Blair, der einstige „sunny boy“, der sich daran gewöhnte, dass ihm alles gelang, weiß auch, dass er einige Probleme nicht wirklich lösen kann. Der Irakkrieg, allen voran, ist nicht der Triumph, den Blair erhoffte, sondern hat seinen politischen Spielraum eingeengt. Nun halten diejenigen, die den Premier für einen verwundeten Politiker halten, den medizinischen Beweis in der Hand. Wer solche Symbole sucht, konnte am Wochenende auch erfahren, dass Blairs Rivale, Schatzkanzler Gordon Brown, junger Vater geworden ist. So ein junges Bübchen ist doch eine ganz andere Sache als eine „supraventikulare Tachykardie“. Abschreiben sollten wir Blair trotzdem nicht. Er ist jetzt nicht mehr das jugendlich-frische „Bambi“, vergleichen wir ihn jetzt besser mit einem alternden Löwen, der weiß, wie er die Rivalen aus dem Rudel abwehren muss. Blair zeigte wieder und wieder, dass er mit dem Rücken zur Wand am besten kämpfen kann. Nichts deutet darauf hin, dass er sich ausgerechnet jetzt, wo es in seiner Laufbahn als Premier am spannendsten wird, ins Herzsanatorium zurückzieht.mth

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