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Meinung: Lufthoheiten

Es gibt Sätze, die sind dermaßen richtig, dass sie schon wieder falsch werden. Auf dem besten Wege dazu ist das Mantra deutscher Politiker über die Zukunft Afghanistans: „Es genügt nicht, die Taliban zu bekämpfen, wir müssen den zivilen Aufbau vorantreiben.

Es gibt Sätze, die sind dermaßen richtig, dass sie schon wieder falsch werden. Auf dem besten Wege dazu ist das Mantra deutscher Politiker über die Zukunft Afghanistans: „Es genügt nicht, die Taliban zu bekämpfen, wir müssen den zivilen Aufbau vorantreiben.“ Stimmt. Leider wird der Satz vom deutschen Publikum gerne missverstanden als Anleitung zum beruhigten Zurücklehnen. Das Gegenteil ist angebracht: Es genügt nämlich auch nicht, den Aufbau voranzutreiben, ohne die Taliban zu bekämpfen. Man kann viele Gründe dafür anführen, weshalb diesen gefährlicheren Teil am Boden deutsche Soldaten nicht übernehmen sollten – eins der besseren Argumente lautet: Wir alle, Soldaten, ihre Familien, die Gesellschaft, sind noch nicht so weit, diese Belastung auszuhalten. Das muss uns gar nicht peinlich sein nach dem blutig-deutschen 20. Jahrhundert. Es ist erst recht kein Anlass für den „Drückeberger“–Vorwurf mancher Nato-Partner. Aber umgekehrt können diese Partner, deren Soldaten im Süden töten und getötet werden, von uns verlangen, dass wir uns nicht moralisch über sie erheben. Die deutsche Debatte ist in Gefahr, den „Drückeberger“-Rufern am Ende recht zu geben. bib

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