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Machtkampf im Jemen: Taumelnd in Richtung Chaos und Zerfall

Der jemenitische Präsident Ali Abdullah Saleh ist zurückgekehrt und klammert sich noch heftiger als zuvor an die Macht. Doch sein Land ist nicht mehr dasselbe wie noch vor drei Monaten.

Einer seiner Minister hat einmal über Ali Abdullah Saleh gesagt, er sei kein blutrünstiger Schlächter wie Saddam Hussein, aber ohne Zweifel der größte Lügenbold auf Erden. Ob die Saudis, die USA, die Vereinten Nationen oder Europa, seit Monaten führt der jemenitische Präsident alle zusammen hinters Licht. Die Halbwertszeit seiner politischen Versprechen beträgt kaum mehr als 48 Stunden. Dreimal bereits ließ er den unterschriftsreifen Vertrag für eine friedliche Machtübergabe im Austausch gegen Immunität für sich und seine Familie in letzter Minute platzen. Letzte Woche noch umgarnte er die Diplomaten in Riyadh, vermittelte ihnen den Eindruck, er werde nicht mehr nach Sanaa zurückkehren und stattdessen endlich von der seit 33 Jahren ausgeübten Macht lassen. Am Freitag nun tauchte er plötzlich morgens früh per Privatjet zu Hause auf und scheint entschlossen, das Ruder wieder in die Hand zu bekommen sowie den Machtkampf mit seinen Rivalen bis zum bitteren Ende auszufechten. Doch der Jemen ist nicht mehr derselbe wie vor drei Monaten, als eine Bombe in der Präsidentenmoschee dem halsstarrigen Saleh beinahe das Leben kostete. In den Straßen Sanaas wimmelt es mittlerweile vor Bewaffneten. Kaum einer weiß noch, wer mit wem auf wen gerade feuert. Ähnlich chaotisch geht es auch in anderen Städten zu. Doch Ali Abdullah Saleh will es seinem geschundenen Land noch einmal zeigen. Er kann einfach nicht begreifen, dass seine Zeit abgelaufen ist. Und so taumelt der Jemen nun auch noch das letzte Stück herunter in Richtung Chaos und Zerfall.

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