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Müssen wir beim Kauf von Rindfleisch künftig auch auf den Methanausstoß der Kuh achten?

© dpa

Maisfutter reduziert Methanausstoß: Arme, rülpsende Kühe

Zusätze im Futter könnten den Methanausstoß von Kühen senken. Allerdings vertragen die Tiere das nicht so gut. Unseren Kolumnisten Helmut Schümann bringt das in einen schweren Gewissenskonflikt.

Es ist schon schwer, konsequent zu sein. Ich, für meinen Teil, muss jetzt mit mir kämpfen, ob ich mir den Film „Der Hundertjährige“ anschauen kann und darf. „Wer eine Eintrittskarte für solche Produktionen kauft, bezahlt für die Misshandlung von Elefanten“, hat gerade Peter Höffken, ein Wildtier-Experte bei PETA, gesagt.

In dem Film kommen Elefanten vor. Damit sie ihre Rolle richtig spielen, werden sie gequält. Das will ich nicht, ich war gerade im indischen Raum, da gibt es Elefanten, ich habe sie als sensible und warmherzige Wesen kennengelernt, die, wenn sie nicht versehentlich drauf treten, keiner Fliege etwas zuleide tun würden. Also konsequent, kein Kino. Andererseits bin ich auch Fleischesser. Sogar Rindfleischesser. Nicht ständig, aber schon auch.

Wogende Maisfelder wohin das Auge reicht

Kühe rülpsen. Man weiß das. Ich nehme also mit meinem Fleischkonsum billigend in Kauf, dass Kühe, bevor ich sie verspeise, Unmengen Methan ausrülpsen. Nach Angaben des Umweltbundesamtes stammten im Jahr 2011 über 50 Prozent der Methan-Emissionen in Deutschland aus der Landwirtschaft. Meine Kuh dürfte da nicht unerheblich beteiligt sein. Und ich bin schuld. Vielleicht taugt es zur kleinen Rettung, dass die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen jetzt herausgefunden hat, dass Kühe weniger Methan rülpsen, wenn sie Mais statt Gras fressen.

Es ist nur ein Anfang, noch nicht der Durchbruch in der Methanminimierung. Die 48 Kühe, die in der Hauptsache Mais fraßen, rülpsten im Schnitt pro Tier und Tag 340 Gramm Methan in die Luft, die Menge, die hauptsächlich Gras vorgesetzt bekam, verpestete die Umwelt mit 360 Gramm. Es ist also noch zu früh, um beim Metzger und beim Rindfleischkauf auf den Rülpswert der Kuh zu achten, „sagen Sie, ist das Fleisch auch garantiert von einer Maiskuh?“ Auch muss man jetzt die Gegenrechnung aufmachen. Wenn man bedenkt, dass für die Produktion auch nur eines Kilos Fleisch sieben Kilo Getreide benötigt werden, kann man sich ausmalen, wie künftig unsere Landschaft aussehen wird: Wogende Maisfelder, so weit das Auge reicht.

Die Forscher sind aber schon einen Schritt weiter. Sie prüfen, ob die Zugabe des pflanzlichen Gerbstoffes Tannin nicht auch Auswirkungen auf die Verdauung hat und damit auf den Methanausstoß. Man ist noch nicht am Ende der Auswertung, aber es lasse sich tendenziell feststellen, dass der Methanwert etwas gesenkt werden kann. Man könnte meinen, dass es voran geht. Aber leider nicht für die Konsequenz: Man stoße nämlich, so die Forscher, bei den Kühen schnell an die Grenze der Verträglichkeit. Also bei Kühen, die, wie die Elefanten von oben, gequält werden.

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