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Meinung: „Man braucht hier seine ganze Kraft“

Er ist ein fröhlicher Mensch. Wenn Roland Kather in der Leitung ist, springt einem die gute Laune durchs Telefon förmlich entgegen.

Er ist ein fröhlicher Mensch. Wenn Roland Kather in der Leitung ist, springt einem die gute Laune durchs Telefon förmlich entgegen. Auf anderem Wege ist der gebürtige Niedersachse derzeit nur schwer zu erreichen: Der deutsche General tut seit dem 1. September 2006 Dienst im Kfor-Hauptquartier in Pristina, Kosovo. Rund 18 000 Soldaten der internationalen Schutztruppe sollen die Provinz bis auf weiteres schützen – und Kather ist nun ein Jahr lang ihr Chef.

Keine leichte Aufgabe, wie der General einräumt. „Man braucht hier seine ganze Kraft“, sagt der Kfor-Kommandeur. Lagebesprechungen, Treffen mit politischen Führern, Geistlichen und Bürgern, Besuch von Kindergärten und Schulen: Bis zu 17 Stunden kann so ein Arbeitstag im Kosovo dauern. Wenn es sein Tagesplan zulässt, dreht der 57-Jährige auf dem Gelände des Kfor-Hauptquartiers ein paar Runden auf dem Mountainbike – zum Stressabbau. Zu seiner Familie in Leipzig hat er nur telefonischen Kontakt – „meine Soldaten brauchen mich hier“.

Seine Arbeit im Kosovo beschreibt der General bescheiden so: „Der Job ist anstrengend, aber er macht auch großen Spaß, weil von den Menschen viel zurückkommt.“ Kather und die Kosovaren: Wenn der General über die Bewohner der Provinz spricht, gerät er ins Schwärmen. „Selten habe ich eine solche Gastfreundschaft erlebt“, berichtet der Kfor-Chef. „Die Menschen hier sind ausgesprochen liebenswert.“ Besonders viel Aufmerksamkeit widmet er den Kindern. Aber auch den Kontakt zur erwachsenen einheimischen Bevölkerung hat der General nach seiner Ankunft zur Chefsache erklärt: Wenn es auf den Straßen von Pristina oder Prizren ums Vermitteln, ums Erklären oder Schlichten geht, ist der Chef mittendrin. „Ich möchte den Leuten zeigen, dass ich jemand zum Anfassen bin“, sagt er.

„Breiter Ansatz“ oder „Menschenführung“ nennt Kather seine persönliche Herangehensweise an die Friedensmission auf dem Balkan – und macht im selben Satz deutlich, dass man seine Freundlichkeit besser nicht ausnutzen sollte. Mit Waffen darf man ihm, dem General, im Kosovo gar nicht kommen. „Da wird der fröhliche Kather ganz schnell ernst“, sagt er. „Wenn meine Soldaten und ich so gefordert werden, handeln wir mit aller Entschlossenheit.“ Auch in Sachen Disziplin kennt der Mann kein Pardon: Wer sich nicht an seine Spielregeln hält, wird nach Deutschland zurückgeschickt.

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