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Meinung: „Man kann mir vorwerfen, dass ich ein Idiot bin“

Rechtsanwalt David Mills hat viele Talente. Er kann wunderbar kochen und spielt Klarinette.

Rechtsanwalt David Mills hat viele Talente. Er kann wunderbar kochen und spielt Klarinette. Er hat Kunstgeschichte studiert und spricht bestes Italienisch. Und weil er damit nicht nur elegant über Caravaggio sprechen kann, sondern auch über Steuer- und Unternehmensrecht, wurde er zum Sachwalter der Geschäftsinteressen des italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi in England. So gute Dienste leistete ihm Mills, dass die italienische Justiz jetzt wissen will, was es mit den 600 000 Dollar auf sich hat, die Berlusconi ihm geschenkt haben soll. War es der Lohn für die Zeugenaussage, mit der Mills Berlusconi in einem Prozess 1998 nach eigener Aussage „eine Menge Ungemach ersparte“? Oder ist alles nur ein Trick „kommunistischer Richter“, wie Berlusconi behauptet, die seine Wiederwahl im April verhindern wollen?

Mills’ größte Gabe ist aber, dass seine Frau die britische Kulturministerin Tessa Jowell ist. „Vergessen Sie nicht“, schrieb er einmal an die Finanzbehörden von Dubai, „dass ich mit einem Mitglied des britischen Kabinetts verheiratet bin. Ich habe die Unterstützung vieler Menschen im öffentlichen Leben, angefangen mit dem Premier.“

Briten kennen den 61-jährigen Mills nur von ein paar TV-Szenen, auf denen er einen Koffer an der Lorbeerhecke vorbei in sein Londoner Stadthaus schleppt. Es war das eheliche Haus, auf das er eine 650 000-Pfund-Hypothek aufnahm – offenbar, um Berlusconis Geschenk steuerfrei ins Land zu bekommen. Auch die Ministerin unterschrieb den Hypothekenantrag, konnte sich aber nicht erinnern, warum. Als sie immer tiefer in die Affären ihres Mannes hineingezogen wurde, gab sie überraschend die Trennung von ihm bekannt.

Auch dadurch wurde aus der Affäre eine Geschichte über die politische Moral. Schließlich war Mills einmal Labour-Gemeinderat in London und konnte in glühenden Worten über die Sozialprobleme der innerstädtischen Armutsgebiete sprechen. Heute kann er im Handumdrehen Unternehmen in Steueroasen der ganzen Welt gründen. Tag für Tag gibt es neue Enthüllungen über den talentierten Ministergatten. Millionen-Dollar-Verkäufe ukrainischer Panzer nach Pakistan, Geschäfte mit Berlusconis Filmfirmen, die vom britischen Kulturministerium gefördert wurden, der Verkauf britischer Flugzeuge an Iran – immer war Mills, der Ministergatte dabei. Natürlich nur als Berater, der, beteuert er, „immer im Rahmen der Gesetze handelte“.

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