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Meinung: „Man muss immer wieder aufstehen“

Das biblische Motto, mit dem die Sozialistin Petra Pau vergangenes Jahr in den Wahlkampf zog, könnte auch über der neuen Aufgabe stehen, die die Berliner Bundestagsabgeordnete jetzt vor sich hat. „Einer trage des anderen Last“ stand damals auf den Wahlplakaten, mit denen die aus einem christlichen Elternhaus stammende Pau im Wahlkreis Marzahn-Hellersdorf für sich warb.

Das biblische Motto, mit dem die Sozialistin Petra Pau vergangenes Jahr in den Wahlkampf zog, könnte auch über der neuen Aufgabe stehen, die die Berliner Bundestagsabgeordnete jetzt vor sich hat. „Einer trage des anderen Last“ stand damals auf den Wahlplakaten, mit denen die aus einem christlichen Elternhaus stammende Pau im Wahlkreis Marzahn-Hellersdorf für sich warb.

Jetzt hat sich die 42-jährige Vizefraktionschefin der Linkspartei/PDS mit der prägnant roten Igelfrisur entschieden, eine Last zu schultern, die eigentlich ihr Parteichef Lothar Bisky tragen wollte, nämlich das Amt des Bundestagsvizepräsidenten. Bisky jedoch ließen die anderen Fraktionen bei einer dramatischen Wahl vor fünf Monaten vier Mal durchfallen, aus bis heute nicht ganz klaren Motiven.

Lange haben die Parteichefs überlegt, ob sie den Affront durch Verzicht auf das Amt kultivieren, wie Pau sagt, also sich in der Märtyrerecke einrichten. Inzwischen überwiegt die Einschätzung, dass es politisch sinnvoller ist, den Posten doch zu besetzen – mit einer Kandidatin, die nach Hoffnung der Linkspartei weniger polarisiert als Bisky. „Der Bundestag hat sich blamiert, aber das kann kein Leitfaden für die Linke sein“, sagt Pau. Vielleicht ließ sie sich dabei auch von einem Motto leiten, das sie seit ihrer Zeit als jugendliche Judokämpferin hat: „Man kann auf die Schnauze fallen, aber man muss immer wieder aufstehen.“

Das die zielstrebige und in Konfliktlösungen erfahrene einstige Pionierleiterin und Lehrerin für den Posten geeignet ist, darin ist sie sich mit ihren Parteifreunden einig. „Wer erfolgreich linke Parteitage geleitet hat, der ist hinreichend chaoserprobt und teamfähig“, sagt Pau mit dem ihr eigenen Humor. Unter anderem war sie von 1992 bis 2001 Landesvorsitzende der Berliner PDS. Im Bundestag sitzt sie seit 1998.

Die Entscheidung hat Pau sich nicht leicht gemacht, ist aus ihrem Umfeld zu hören. Seit Januar hat sie abgewogen und sich dann dagegen entschieden, um sich weiter als Innenpolitikerin zu engagieren. Vor einigen Wochen gelang es Parteichef Bisky und dem Fraktionsvorsitzenden Gregor Gysi dann doch noch, sie umzustimmen.

FDP und Grüne haben Pau signalisiert, dass sie ihre Kandidatur unterstützen, aber Überraschungen kann auch diesmal niemand ausschließen. Trotzdem: „Verlieren kannst du nicht“, hat ein Berater Pau gesagt. „Entweder du wirst gewählt – oder du wirst eine Märtyrerin.“

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