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Meinung: Manchmal muss man stehen bleiben

Die Predigten zu Ostern – und für das Leben danach

Unter dem Druck, aus unserem Leben noch mehr herausholen zu müssen, werden viele hektisch, überfordern sich und haben dann nur noch wenig Energie für andere übrig, für den Blick auf die Welt, die uns umgibt. In diesem Sinn hat der katholische Bischof Franz Kamphaus in Limburg zu Ostern gepredigt, verbunden mit dem Satz: „Vielen ist der lange Atem der Ewigkeit ausgegangen, sie sind kurzatmig geworden.“

Den Mut, aufzustehen und einzustehen für das Leben, ist Teil der jahrtausendealten Osterbotschaft. Wer dieses Jahr hingehört hat, den werden die Predigten geradezu befeuert haben. Ostern weist einen Weg aus dem Hinterhof der Hölle, hat EKD-Ratspräsident Wolfgang Huber im Berliner Dom gesagt. Und richtig: Den Weg findet, wer sich von der Botschaft des Terrors nicht einschüchtern, sich von Terroristen nicht in Schach halten lässt. Die Prediger haben es getan. Sie sind eingestanden für das Leben. Einer, Papst Johannes Paul, hat es sogar körperlich getan: Seine Rufe, dem Terrorismus die Stirn zu bieten, waren mit berührend viel Kraft vorgetragen. Und er war zwar in der Masse umgeben von Sicherheitskräften, aber im offenen Wagen und angreifbar.

Dass niemals mit Waffen missioniert werden soll, dass Fanatiker „als König über sich den Engel des Abgrunds haben“, wie es in der Offenbarung des Johannes Kapitel 9, Vers 11 heißt – Johannes Paul II. hat es schon vor Jahren gesagt und für seine Kirche Abbitte geleistet. Bei seinem Vorgänger Petrus steht: „Denn hierzu seid ihr berufen worden; denn auch Christus hat für euch gelitten und euch ein Beispiel hinterlassen, damit ihr seinen Fußspuren nachfolgt.“ Das tut er, wie auch seine aktuelle Haltung zeigt. Der so handelt, ist glaubwürdig, hilft über Religionsgrenzen hinweg in einer Zeit, in der es bald so viele Nachrichten über Terror gibt, dass sie einen eigenen Nachrichtenkanal füllen könnten.

Die Osterpredigten haben gezeigt, dass Christen nicht zu allem Ja und Amen sagen. Sie haben die Fragen thematisiert: Wozu stehe ich, in guten und in bösen Tagen? Was ist mir im Leben und auch fürs Sterben wichtig? Die Antwort lautet: Nur wenn ich weiß, wo ich stehe, kann ich auch widerstehen. Mit langem Atem.

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