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Meinung: „Mann, du hast was schön Blödes angestellt.“

Nachdem er eine Nacht darüber geschlafen hatte, sah die Sache für Wesley Autrey schon gar nicht mehr so heroisch aus. „Ich gucke, wie die Züge in den Bahnhof einfahren und denke: Mann, du hast etwas ganz schön Blödes angestellt.

Nachdem er eine Nacht darüber geschlafen hatte, sah die Sache für Wesley Autrey schon gar nicht mehr so heroisch aus. „Ich gucke, wie die Züge in den Bahnhof einfahren und denke: Mann, du hast etwas ganz schön Blödes angestellt.“ Seit Tagen schon feiert Amerika Autrey als den „Engel von Harlem“. Oder wahlweise als „U-Bahnretter“, „Subway Superman“. Die Talkshows reißen sich um ihn, Immobilienmogul Donald Trump drückte Autrey einen 10 000-Dollar-Scheck in die Hand. Der hat inzwischen beschlossen: „Ich werde meine 15 Minuten Ruhm einfach genießen.“

Autrey brachte gerade seine beiden Töchter in die Schule, als er im U-Bahnhof in Harlem einen Mann auf die Gleise stürzen sah. Der Filmstudent Cameron Hollopeter lag nach einem epileptischen Anfall hilflos auf den Schienen, als die Linie 1 heranraste. Autrey sprang hinunter, zerrte den 20-Jährigen in die Rettungsmulde zwischen den Schienen und schützte ihn mit dem eigenen Körper. Der Zug kam trotz Notbremsung erst zum Stehen, als schon zwei Wagen die beiden überrollt hatten, sie blieben unverletzt.

Autrey ging danach zur Arbeit, wie jeden Tag. Sein Chef spendierte ihm ein großes Sandwich, das die New Yorker „Hero“ nennen. Inzwischen überreichte Bürgermeister Michael Bloomberg dem Vater dreier Kinder die höchste Auszeichnung der Stadt. Neben Trump öffneten andere ihre Scheckbücher für den Bauarbeiter, Disney spendierte eine Woche Urlaub für die ganze Familie, der Chef der U-Bahn Freifahrtscheine für ein ganzes Jahr. Derweil ließ die „New York Times“ gleich eine Handvoll Psychologen analysieren, warum Autrey das eigene Leben zur Rettung eines wildfremden Menschen riskierte. Wirklich Erhellendes haben sie nicht beizutragen, nur, dass Autrey als Armee-Veteran darauf trainiert sei, in Gefahrensituationen blitzschnell zu reagieren. Aber es gebe sie einfach: Jene, die zum Helden geboren seien.

Autreys Stiefmutter glaubt, es liegt an der Erziehung: „Er hat von mir gelernt, anderen Menschen zu helfen.“ Der Held selbst sagt, er habe nur getan, was alle tun sollten. Jeden Tag: „Wenn du jemand in Not siehst, tue das Richtige, hilf’ ihm. Okay?“

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