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Marilyn-Monroe-Gedenken: Das lässt tief blicken

Wo warst du, als Marilyn starb? Auf diese Frage können nach einem halben Jahrhundert nicht mehr viele antworten.

Wo warst du, als Marilyn starb? Auf diese Frage können nach einem halben Jahrhundert nicht mehr viele antworten. Nicht nur, weil viele, die sich erinnern würden, selbst nicht mehr leben. Sondern weil sehr sehr viele, die theoretisch antworten könnten, vor fünfzig Jahren bestenfalls Kleinkinder waren – und damals andere Sorgen hatten. So fragt frau sich, was dieser Overkill an Erinnerung soll, an jedem 4./5. August, der auch nur ein halbrundes Datum und damit eine Gelegenheit für wehmütige Nachrufe bietet. Marilyn Monroe war eine Filmschauspielerin, ziemlich sicher eine gute, sehr sicher war sie ein sehr unglücklicher Mensch. Beim Lesen der ewig vielen Nachrufe, des ewig gleichen Fotos mit den Brüdern Kennedy – das mit der grell ausgeleuchteten Brustpartie im hautengen Paillettenkleid – der ewigen Wiederholungen ewiger Sätze unsterblicher Männer – „Sie war jedermanns Liebesaffäre mit Amerika“ – wird man das Gefühl nicht los, dass den Autoren (Autorinnen sind rar) Nostalgie die Hand führt. Sehnsucht nach einer Zeit, als weiblicher Erfolg nur in wasserstoffblond denkbar war, mit viel Dekolleté Verfügbarkeit signalisierend. Schön und schön blöd und wenn nicht wirklich blöd, dann sollte sie wenigstens so wirken. Es gibt Grund anzunehmen, dass genau das Marilyn Monroe umgebracht hat. Aber weil’s so schrecklcih sexy ist, werden wir ihren Tod, so ist zu fürchten, auch am 4./5. August in zehn Jahren wieder feiern. Übrigens: Hermann Hesse ist im selben Jahr wie die Monroe gestorben. Halt fünf Tage später. ade

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