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Martine Aubry

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Martine Aubry: "Als Sozialist muss man keine Scham haben"

Ein Portät der neuen französischen Parteichefin Martine Aubry. Noch vor ein paar Monaten hatte ihr keiner den Parteivorsitz zugetraut.

Wie hat sie das nur geschafft? Wer vor ein paar Monaten Martine Aubry, der neuen Chefin der französischen Sozialisten, Aussichten auf den Parteivorsitz vorausgesagt hätte, wäre nicht ernst genommen worden. Ihre Ambitionen hatte die 58-jährige Bürgermeisterin von Lille jedenfalls geschickt verborgen, was sich rückblickend als strategisch erfolgreich erweist. Bis zur letzten Minute hatte sie Mitte November auf dem Parteikongress in Reims gewartet, ehe sie ihre Kandidatur einreichte. Nun ist sie die erste Frau an der Spitze der Sozialisten und nach Michèle Alliot-Marie, der derzeitigen Innenministerin und früheren Parteichefin der Konservativen, die zweite Frau, die in der traditionell eher frauenfeindlichen Politik Frankreichs einer großen Partei vorsteht.

Um das zu erreichen, schrieb Aubry einen Leitantrag, der die Unterstützung des früheren Finanzministers und heutigen IWF-Direktors Dominique Strauss-Kahn und des ehemaligen Premierministers Laurent Fabius fand. Sein Motto lautete: "Links verankert, resolut reformistisch und europäisch." Im Gespräch drückt sie es zupackender aus: "Man muss als Sozialist keine Scham haben."

"Wir haben wenigstens unseren Spaß"

Aubry setzte sich gegen den favorisierten Pariser Bürgermeister Bertrand Delanoe durch und holte den Linksaußen-Politiker Benoît Hamon ins Boot. Damit war sie für das Duell mit Ségolène Royal gut gerüstet. Während Royal in dem Machtkampf, der Frankreich in Atem hielt, immer gereizter wirkte, gab sich Aubry gelassen. "Wir haben wenigstens unseren Spaß", wurde sie zitiert.

Dabei hat die Öffentlichkeit sie selten lachen sehen. In Erinnerung sind noch die Tränen, die sie nach der Niederlage Lionel Jospins bei der Präsidentenwahl 2002 vor den Fernsehkameras vergoss. In dessen Regierung hatte die Tochter des früheren EU-Kommissionspräsidenten Jacques Delors ein Superministerium geführt, in dem sie neben der Beschäftigungspolitik auch für Stadtentwicklung, Gesundheit und Integration zuständig war. Sie setzte nicht nur die inzwischen ausgehöhlte 35-Stunden- Woche durch, sondern auch weitere Reformen, die bis heute Bestand haben - wie die Krankenversicherung für Mittellose.

Nun muss sie verschiedenen Flügel der Partei aussöhnen und ihre Führung einen. Denn Ségolène Royal hat bereits angekündigt, sie werde trotz ihrer Niederlage um die Präsidentschaftskandidatur 2012 kämpfen.

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