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Meinung: Matthies meint: Brutal freundlich

Es gibt einen Unterschied zwischen England und Deutschland, und er zeigt sich im Umgang mit Ausländern. Die Engländer führen Asylsuchenden platt ein Video vor mit dem Schrecklichsten, das die Insel zu bieten hat: Verbrechen, Regenwetter, in Wasser gekochte Lammkeule, Minzsauce.

Es gibt einen Unterschied zwischen England und Deutschland, und er zeigt sich im Umgang mit Ausländern. Die Engländer führen Asylsuchenden platt ein Video vor mit dem Schrecklichsten, das die Insel zu bieten hat: Verbrechen, Regenwetter, in Wasser gekochte Lammkeule, Minzsauce. Dennoch scheint die abschreckende Wirkung gering zu sein, denn das Lager am Kanaltunnel wird immer größer. Wir Deutschen agieren viel geschickter: Das offizielle Faltblatt zum Zuwandererintegrationswettbewerb zeigt das gülden verzierte Portal eines perfekt restaurierten Fachwerkhauses mit der Inschrift "Tritt ein, bring Glück herein", quer drüber prangt fett ein Aufkleber "Auf Worte folgen Taten". Klappt man es auf, grüßt unversehens der Bundespräsident. Der tückische Dreh: Sowas glauben vielleicht japanische Touristen; Asylsuchende werden aber sofort von tiefem Misstrauen gepackt. Neuschwanstein für alle? Ha! Ist die Ausländerbehörde ins Heimatmuseum umgezogen? Sie begreifen schnell, dass es sich bei dieser Postkartenidylle um das tückische deutsche Gegenstück zur britischen Lammkeule handelt. Ja, hinter der Tür wartet ein freundlicher älterer Herr - aber hat er das Land unter Kontrolle, wird er angemessen reagieren, wenn tatsächlich jemand die Tür eintritt? Skinheads beispielsweise, die bekanntlich stark dazu neigen, ihren Worten gegen Asylbewerber Taten folgen lassen? Im Vergleich wirkt die englische Selbstdarstellung offener, irgendwie glaubwürdiger. Zumindest, was das Wetter angeht.

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