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Matthies meint: Die Spitze ist das Beste am Eisberg

Wenn die Abhöraffäre doch etwas Gutes hinterlassen sollte, dann sicher eine ganze Wagenladung frischer Erkenntnisse aus dem Geheimdienstmilieu. Angela Merkel hat am Freitag über ihre verschiedenen Handys den schönen Satz formuliert: „Dass die, die weniger krypto sind, eher überwacht werden als die, die krypto sind, ist in der Logik ja vielleicht nicht ganz zufällig.

Wenn die Abhöraffäre doch etwas Gutes hinterlassen sollte, dann sicher eine ganze Wagenladung frischer Erkenntnisse aus dem Geheimdienstmilieu. Angela Merkel hat am Freitag über ihre verschiedenen Handys den schönen Satz formuliert: „Dass die, die weniger krypto sind, eher überwacht werden als die, die krypto sind, ist in der Logik ja vielleicht nicht ganz zufällig.“

Das Kanzlerinnen-Handy, so haben wir aus unzähligen Kommentaren erfahren dürfen, sei nur die Spitze des Eisbergs, die dank der Snowden-Enthüllungen nicht mehr unter den Teppich gekehrt werden könne. Doch die Spitze ist nun einmal das Beste am Eisberg, und wir können uns deshalb der Frage zuwenden, wozu das eigentlich alles überhaupt gut ist. Vermutung: Die Amerikaner passen auf die Kanzlerin auf, weil sie das den Deutschen nicht zutrauen.

Da sitzt also ein Haufen von teuren Computer-Nerds, das „Team Angela“, im Keller der Berliner US-Botschaft und fischt im Trüben. Piep, sagt es plötzlich, und die Stimme der Kanzlerin füllt den Raum, vom Weniger-krypto-Handy. „Ich fahr gleich los“, sagt sie zu ihrem Mann, der schon mal in der Datsche in Templin den Kamin vorheizt, „war wieder schrecklich mit Horst heute“. Er antwortet: „Blödmann! Ach, und bring noch neuen Anzünder mit.“ Brrrrz, ergeht ein Blitzbefehl in die USA. Satellit NSA-17 ändert seinen Kurs, wird geostationär über Templin angehalten, um den Luftraum über dem Kamin abzusichern. Im Schilf rund um den See graben sich Scharfschützen der Delta Force in ihre Stellungen ein, und in München macht sich ein Agent mit einem Pfund Zucker auf den Weg zur bayerischen Staatskanzlei.

Dann nähert sich Angela Merkel der Datsche. Kurz vorher bremst der Dienstwagen neben einem unauffälligen Cadillac, ein Mann übergibt eine Tüte mit Kaminanzündern. „Ach“, sagt er mit amerikanischem Akzent, „Herr Seehofers car just broke down, er schien ein bisschen furious about the sugar im Tank.“ Die Kanzlerin grinst verhalten, sagt „Thanks“, dann lässt sie weiterfahren. Der Satellit brizzelt droben noch ein wenig, die Scharfschützen richten sich auf eine lange Nacht am See ein.

So ist das nämlich. Die Kanzlerin wird nicht abgehört, sie lässt sich abhören, ganz bewusst, und zwar von Leuten, die das können. Die Gewissheit, dass die mächtigste Macht der Welt über ihren Schlaf wacht – die macht sie so verdammt ruhig und selbstsicher. Seehofer wird sich noch wundern.

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