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Meinung: Matthies meint: Die texanische Konsequenz

Das Dumme am Job des Bundeskanzlers sind die widersprüchlichen Anforderungen. Der Mann soll lieb und nett zu allen sein und doch jeden Tag Führungsstärke zeigen.

Das Dumme am Job des Bundeskanzlers sind die widersprüchlichen Anforderungen. Der Mann soll lieb und nett zu allen sein und doch jeden Tag Führungsstärke zeigen. Wie es scheint, kommt Gerhard Schröder mit diesem Slalom zwischen Gefühl und Härte bestens zurecht; am Wochenende hat er es exemplarisch bewiesen. Kaum steckte sein Messer in der zuckenden Leiche von Riesters Ausgleichsfaktor, da musste er schon ganz doll Mitgefühl zeigen und die Gans Doretta begnadigen, die ihm ein brandenburgischer Bauer zum Opfer hatte bringen wollen. Das lag nun weniger am fehlenden Appetit (wir erinnern an den Schnitzel-Krieg mit Hillu!), sondern daran, dass sich auch ein noch so mächtiger Schröder nicht gleichzeitig mit der kompletten Boulevardpresse und mit seiner Stieftochter Klara anlegen kann. Bonus der Entscheidung: Schröder erweist sich auch als großer Atlantiker, weil er damit eine Sitte vieler US-Präsidenten aufnimmt, die seit 1947 alljährlich einen Truthahn vor dem Hackebeil retten. Wir können nur hoffen, dass George Bush nun nicht umgekehrt die texanische Konsequenz einfordert, die darin bestünde, ersatzweise massenhaft Verbrecher umzubringen. Doretta können wir nur einen guten Rat geben: Sie möge gesetzestreu leben bis zu ihrem von Gott und Klara gewollten Ende.

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