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Meinung: Matthies meint: Fingerzeige

Vor zwanzig Jahren noch praktisch unbekannt, dann von Stefan Effenberg exemplarisch demonstriert, heute im Gestenrepertoire jedes aufrechten Deutschen: Der Stinkefinger hat Karriere gemacht. Im Unterschied zum klassischen Vogel-Zeigen, ausgeführt durch Bewegung des Zeigefingers zum Kopf, hat der Stinkefinger den Vorteil, dass er auch ohne Kopf vollendet ausgeführt werden kann.

Vor zwanzig Jahren noch praktisch unbekannt, dann von Stefan Effenberg exemplarisch demonstriert, heute im Gestenrepertoire jedes aufrechten Deutschen: Der Stinkefinger hat Karriere gemacht. Im Unterschied zum klassischen Vogel-Zeigen, ausgeführt durch Bewegung des Zeigefingers zum Kopf, hat der Stinkefinger den Vorteil, dass er auch ohne Kopf vollendet ausgeführt werden kann. Aber wie ist das nun, wenn ein Autofahrer in eine Radarfalle gerät, die Kamera sieht und ihr in der entscheidenden Sekunde den gereckten Mittelfinger entgegen streckt? Die Kamera trägt es mit Gleichmut; der auswertende Polizeiobermeister freilich wird beleidigt erröten, und das Gericht zieht auf seine Anzeige hin 1800 Mark ein. Das ist herrschende Rechtsprechung. Doch jetzt hat Ministerpräsident Clement, der letzte echte Macker, die Geste auf der Expo einer Gruppe von Jugendlichen vorgeführt, und zwar, weil sie ihn "Und wer bist du?" gefragt hatten. Sechs oder sieben waren es, macht nach Abzug von Beamtenbonus und Mengenrabatt, sagen wir: 7000 Mark. Doch die Jugendlichen werden wahrscheinlich keine Anzeige erstatten, sondern Clement beim nächsten Mal wählen, weil er ihre Sprache spricht. Wetten?

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