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Meinung: Matthies meint: Grundzüge der Talibanforschung

Ja, es geht nun zu Ende mit den Taliban, und man wünscht ihnen klammheimlich die Höchststrafe: Im Himmel anzukommen und dort festzustellen, dass die Sache mit den 70 Jungfrauen nichts als ein gemeiner Motivationstrick machtgeiler Mullahs war. Uns kann das schnurz sein; wenden wir uns lieber der vernunftgebundenen Forschung zu, die die klassische Frage zu beantworten hat: Wie konnte das alles passieren?

Ja, es geht nun zu Ende mit den Taliban, und man wünscht ihnen klammheimlich die Höchststrafe: Im Himmel anzukommen und dort festzustellen, dass die Sache mit den 70 Jungfrauen nichts als ein gemeiner Motivationstrick machtgeiler Mullahs war. Uns kann das schnurz sein; wenden wir uns lieber der vernunftgebundenen Forschung zu, die die klassische Frage zu beantworten hat: Wie konnte das alles passieren? Ja, Madame Millet? Was? Der unterdrückte Trieb . . ? Um die Analyse der französischen Schriftstellerin zusammenzufassen: Strenge Verbote plus sexuelle Tabus ergeben übersteigerte Heilserwartungen ans Jenseits, die dann geradewegs ins Selbstmordattentat führen. Bumm! Andererseits unterliegen auch katholische Priester strengen Verboten und sexuellen Tabus, leben aber über alle Maßen friedfertig; es scheint, als stecke die Talibanforschung doch noch sehr in den Kinderschuhen. Zumal: Wer weiß, was da oben im Jenseits wirklich läuft? Es könnte sich ja durchaus herausstellen, dass das Versprechen der Mullahs zwar stimmt - aber es dann doch nichts Grauenhafteres gibt, als rund um die Uhr von 70 Jungfrauen umgeben zu sein. Am Ende mag sich manch dahingeschiedener Talibankämpfer nach Tora Bora ins zölibatäre Leben und den Bombenhagel zurückwünschen.

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