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Meinung: Mazedonien: Was der Westen gern hört

Alle Friedenshoffnungen für Mazedonien sind voreilig. Regierungschef Georgievski präsentiert gegenüber seinen Anhängern die Bereitschaft zum Kompromiss mit den albanischen Mitbürgern als Diktat der internationalen Gemeinschaft.

Alle Friedenshoffnungen für Mazedonien sind voreilig. Regierungschef Georgievski präsentiert gegenüber seinen Anhängern die Bereitschaft zum Kompromiss mit den albanischen Mitbürgern als Diktat der internationalen Gemeinschaft. Wie schon während der letzten zehn Jahre dürfte die Absichtserklärung wieder einmal an der Bereitschaft zur Umsetzung scheitern. Mazedonien krankt nicht in erster Linie an diskriminierenden Gesetzen, sondern am diskriminierenden Alltag im Vielvölkerstaat. Damit der Staat überlebt, müsste eine Utopie Wirklichkeit werden. Das Land müsste zum Bürgerstaat werden, in dem ethnische Vielfalt als Reichtum und nicht als Bedrohung empfunden wird. Heute hingegen sind selbst die Brücken zwischen den beiden grössten Volksgruppen selten geworden. In Mazedonien versteht jeder zweifelsfrei, wie viel die Zusagen der Regierungspolitiker an die besorgten Besucher aus dem Westen wert sind: Gegenüber dem internationalen Vermittler hat man Dialogbereitschaft zu geloben, die Praxis sieht anders aus. Der EU-Außenbeauftragte Javier Solana kann da noch so oft nach Skopje reisen, die Aussicht auf Genesung des totkranken Patienten besteht nur, wenn im Land selbst ein Umdenken beginnt. Ob dafür die Zeit reicht, ist allerdings höchst fraglich.

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