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Meinung: Mehr Ausländer, weniger Ausländerfeindlichkeit

Wie die Demografie ein deutsches Problem von ganz alleine löst Von Gunnar Heinsohn

Eine neue Zahl des Bielefelder Kollegen Wilhelm Heitmeyer bedrückt jeden Verständigen. 48,5 Prozent der Deutschen klagen über zu viele Ausländer im Land. Allerdings wirkt die Lage etwas weniger hoffnungslos, wenn man bedenkt, dass dieser Anteil nur für die Ethnodeutschen ermittelt wurde, nicht für Migranten und Ausländer.

Von den 83,5 Millionen Bewohnern Deutschlands im Jahre 2005 sind noch 67,1 Millionen Ethnodeutsche. Von ihnen nun erheben 48,5 Prozent jene Klage über zu viele Ausländer. Aber 34,6 Millionen Ethnodeutsche sehen die Lage anders. Und die 15,4 Millionen Ausländer und Migranten dürften sich auf ihre Seite stellen. So leben im Lande 50 Millionen gelassene Bürger neben 32,5 Millionen mit Ausländerbesorgnis. Von den Bielefelder Forschern wird die Schule als entscheidender Ort für ausgrenzende Erfahrungen der Kinder von Ausländern und Migranten erkannt. Sechzig Prozent von ihnen schaffen einen Hauptschulabschluss oder nicht einmal diesen. Weil sie damit in der Gesamtschülerschaft noch in der Minderheit sind, ist es schwierig, für dieses Leistungsniveau den immer wieder eingeforderten Respekt der Mehrheit zu gewinnen. Aber wird das so bleiben?

Im Jahre 2005 gebären die Migranten und Ausländer bei einem Bevölkerungsanteil von nur 19 Prozent bereits 35 Prozent der in Deutschland geborenen Babys. Wenn diese Kinder geschlechtsreif werden und ihren überdurchschnittlichen Geburtenanteil von 2005 halten, dann werden schon 2025 von 100 Neugeborenen 65 Migranten und Ausländer sein.

Niemand wird diesen Nachwuchs bei seinem Weg durch Kindergärten und Schulen in eine Minderheitenposition drängen können. Wenn auch diese Kinder zu 60 Prozent geringe oder gar keine Schulabschlüsse erwerben, wird es überdies in zwanzig Jahren eine Mehrheit ohne Respekt für bildungsferne Gruppen kaum noch geben. Die schulisch Nachhängenden werden ja auch dadurch stärker, dass schon jetzt 16 Prozent von ihnen direkt in die Sozialhilfe geboren werden. Kann sich dieser Anteil bis 2025 ebenfalls verdoppeln, wird ein Drittel aller Kinder direkt in die Transferwelt eintreten. Das Bundesland Bremen – mit seinem eisern verteidigten letzten Pisa-Platz – kann diesen Wert schon im Jahre 2005 mit 41 von 100 Kindern in diesem Sektor souverän schlagen.

Wie klein die Minderheit der Bildungsnahen in zwanzig Jahren ist, hängt davon ab, wie viele Auswanderungswillige das Land verlassen. Schon 2005 konnten sich 52 Prozent der 18- bis 30-jährigen Deutschen gut vorstellen, in einem anderen Land zu leben. Kein Wunder: Bisher erklärt ihnen ja keiner, wie es dann sechzig Aktiven gelingen soll, mehr als hundert Alte, etwa vierzig Gleichaltrige mit ihrem Nachwuchs, der von Sozialhilfe lebt, und dazu noch eigene Kinder zu versorgen.

Die Ethnodeutschen werden zur Minderheit, erst beim Nachwuchs und in einigen Jahrzehnten im ganzen Land. Dadurch wird der Prozentsatz derer, die Ausländer ablehnen, stetig sinken. So schafft die Demografie von alleine, was heute noch vergeblich mit milliardenschweren Programmen zu erreichen versucht wird.

Der Autor ist Genozid- und Zivilisationsforscher. Er unterrichtet an der Universität Bremen.

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