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Meinung: „Mein Entwurf ist …

… ideal. Den muss man bauen.

… ideal. Den muss man bauen.“

Wer ihn erlebt hat, ist ihm verfallen. Der Auftritt des 61-jährigen Schweizers ist bescheiden: die Stimme leise, die Rede behäbig, nur ist da ein Funkeln in den Augen, dem man sich schwer entziehen kann. Wenn man Peter Zumthor über seinen Entwurf für die Berliner Topographie des Terrors sprechen hört, ist klar: Es ist der einzig Mögliche. So ist es jahrelang den Bauherren der Berliner Senatsverwaltung gegangen. So sehen es auch rund zweihundert Architektenkollegen.

Ein Künstler, ein Guru fast, dem es um Klarheit geht, um Schönheit, um Materialgerechtigkeit, so tritt der Architekt regelmäßig auf. Er rühmt dabei den besonderen Bezug seiner Entwürfe zur Umgebung: bei der tropfenförmigen Kapelle im bündnerischen Sumvitg etwa. Das war auch das Bezwingende an seinem Entwurf der Topographie: die Einfachheit der Konstruktion, die Sensibilität, mit dem der Bau das Gelände gleichzeitig unangetastet lässt und überhöht. Dass dieser Entwurf sich in zehnjähriger Planungszeit nicht hat verwirklichen lassen, dass gerade das, was besonders einfach auftreten wollte, sich in der Verwirklichung als viel zu kompliziert erwiesen hat, dass Kunst hier an der Wirklichkeit gescheitert ist, ist die besondere Paradoxie im Fall Zumthor. Kein Wunder, dass der Architekt das nicht begreift.

Christina Tilmann

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