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Meinung: „Menschen ins All zu senden

… ist bis heute keine Routine.“ Die Sache war ihm doch zu heikel.

… ist bis heute keine Routine.“

Die Sache war ihm doch zu heikel. Der neue Nasa-Chef Michael Griffin hat den für den 22. Mai vorgesehenen Start der Raumfähre Discovery noch einmal verschoben. Zeitpläne seien zwar wichtig, aber die Sicherheit gehe vor. Erst im Juli sollen Astronauten die Erde wieder mit einem Space Shuttle verlassen, jenem Raumtransporter, der seit dem Absturz der Raumfähre Columbia im Februar 2003 nicht mehr geflogen ist.

Griffin kennt die Tücken des Raumfluges. Der Raumfahrtingenieur leitete bis vor kurzem das Labor für angewandte Physik der Johns-Hopkins-Universität in seinem Heimatstaat Maryland. Er findet es peinlich, dass die Amerikaner seit mehr als zwei Jahren keinen eigenen Zugang zur Internationalen Raumstation mehr haben und auf alte, robuste russische Raumschiffe angewiesen sind. „Wir können niemals jedes Risiko ausschließen“, sagte er noch vor ein paar Wochen und drängte auf den baldigen Shuttle-Start.

Nun erscheinen ihm die Unsicherheiten zu groß. Mehr als 500 Millionen Dollar hat die Nasa in den vergangenen beiden Jahren dafür ausgegeben, ihre Shuttle-Flotte zu überholen. In diesem Jahr kommen weitere 600 Millionen dazu. Die Raumfähre ist jetzt mit Kameras und Lasergeräten ausgestattet, die alle möglichen Schäden registrieren sollen. Die aber treten offenbar schon bei der Betankung auf: Bei Tests bildeten sich bis zu acht Zentimeter lange Eisstücke auf der Außenhaut. Sie könnten ähnlichen Schaden anrichten wie ein Stück Isolierschaum, das damals, beim Columbia-Start, abbrach und den Schutzschild demolierte.

Griffin hat mit dem Shuttle ein schweres Erbe übernommen. Er muss die Raumfähre erst flott machen, um sie dann schnellstmöglich auszumustern. 2010 soll es so weit sein. Und er wird dem Shuttle keine Träne nachweinen, weil er es für zu teuer und für zu unsicher hält. Ein neuer Raumgleiter muss her. Und damit will Griffin Präsident Bushs Raumfahrtzielen entgegensteuern: einer neuerlichen Landung auf dem Mond, der irgendwann ein bemannter Raumflug zum Mars folgen soll. Vom dafür nötigen Budget ist der Nasa-Etat noch weit entfernt. Und so bleibt Griffin nur, weiter für die Sache zu werben. Auch bei seinen Mitarbeitern. „Ich bin für Sie nicht Sir, ich bin auch nicht Dr. Griffin, ich bin Mike oder Michael“, sagte der 55-Jährige kürzlich in einem Fernsehspot. Der Chef ganz nah, fast privat – und doch weit weg, wenn er zu Hause mit dem Teleskop am Nachthimmel künftige Nasa-Ziele ins Auge fasst.

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