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Merkel zum Glauben: Besser ohne Ängste

Angela Merkel mahnt, die Kirchen dürften nicht „hochmütig“ werden, sondern müssten auf die Menschen zugehen – das klingt selber hochmütig.

Da hätte sie sich ja ganz schön geändert. Früher nannte Angela Merkel den Glauben Privatsache, und darüber sprechen wollte sie nicht. Als aktive Christdemokratin! Jetzt sagt die Kanzlerin: „Wir sollten uns als Christen vor allen Dingen auch nicht scheuen, für unseren Glauben einzutreten.“ Ob sie den Wert dessen, wofür ihre Partei stehen sollte, Politik auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes, entdeckt hat? Schön wäre es, wenn sie dann danach handeln wollte; wenn sie eben nicht denen, die etwa einen menschenwürdigen Lohn wichtig finden, wie Ursula von der Leyen, in die Parade führe. Dazu eine kleine Erinnerung: Johannes XXIII. – der „Sozialpapst“, unter dem das zweite vatikanische Konzil stattfand, das gerade auch EKD-Ratsvorsitzender Nikolaus Schneider noch mal gelobt hat – ist vor Jahrzehnten schon für die Beteiligung der Arbeitnehmer am Produktivkapital eingetreten. Das umzusetzen, wär’ ein richtig guter Plan, oder? Zu hören ist davon nichts (mehr). Dass Merkel außerdem mahnt, die Kirchen dürften nicht „hochmütig“ werden, sondern müssten auf die Menschen zugehen und „immer wieder über Grundfragen des Glaubens sprechen“ – das klingt nur selber hochmütig. Denn die Kirchen wird gerade Demut gelehrt. Aber richtig, ein bisschen Demut schadet generell nicht, vielleicht meint Merkel das. Demut heißt nämlich nicht: ohne Mut. Demut heißt wohlverstanden: Vision minus Ängste. Und das ist doch ein Thema wie geschaffen für die Kanzlerin.

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