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Messerstiche gegen Busfahrer: Crashkurs Asozialität

Im öffentlichen Berliner Nahverkehr testen junge Männer, wie brutal sie sich ungestraft verhalten können.

Bus- und U-Bahnfahren in Berlin entwickelt sich zum Crashkurs in Sachen Asozialität: Junge Männer testen im öffentlichen Raum, wie brutal man sich ungestraft verhalten kann. Messerstiche gegen einen Busfahrer, der in seinem Bus für Ordnung sorgen will, Tritte gegen einen Fahrgast, der gegen einen pöbelnden Jüngling aufmuckt – es geht immer weiter. Ist es so wie mit den misshandelten Kindern? Geht es immer weiter, weil mehr Leute als früher hinsehen und hinhören? Oder ist es mit dem asozialen Verhalten im Bus oder in der Bahn eher so wie mit den Rohheitsdelikten unter Jugendlichen – dass es einfach schlimmer wird? Zivilcourage war immer riskant – heute erscheint sie gefährlicher denn je. Man muss den Eindruck haben, dass der Alltag brutaler und gehässiger wird, Polizisten und Staatsanwälte erleben es so. Vermutlich werden die Statistiker der Verkehrsbetriebe bald vorrechnen, dass es pro gefahrenen Kilometer nur eine verschwindend geringe Zahl von Faustschlägen gegen Busfahrer gibt und dass erhöhter Sicherheitsaufwand die Tickets verteuert. Und gemessen an den täglich transportierten Passagieren ist die Zahl der Gewaltbereiten, die sich nicht zu verhalten wissen, minimal. Das ändert aber nichts daran, dass die Zivilcourage immer die mit hohem Risiko behaftete Form des Umgangs mit Rüpeln und Schlägern sein wird. Die andere Variante ist ganz einfach: mehr Geld, mehr Steuergelder für Sicherheitsleute und Polizisten, als Reaktion auf die alltägliche Brutalität. wvb.

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