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Microsoft und Nokia: Überall Datenträger

Apple, Google, Microsoft: Die großen Internetunternehmen passen sich uns an – und wir liefern uns ihnen aus.

Wir müssen umdenken. Microsoft, der weltgrößte Softwarekonzern, baut künftig Telefone. Nokia, einst mit Abstand Marktführer bei Mobiltelefonen, konzentriert sich jetzt auf Netzwerktechnik und stellt Navigationssoftware, aber keine Handys mehr her. Vodafone, einer der wichtigsten Mobilfunkkonzerne, steigt aus dem großen amerikanischen Mobilfunkmarkt aus, auch um Mittel für Investitionen in schnelle Datenleitungen zu gewinnen. Da werden nicht nur Konzerne komplett umgebaut, ganze Industrien stellen sich neu auf.

Seit Jahren kann man beobachten, wie die verschiedenen Welten zusammenwachsen: Telefon, Internet und Fernsehen – für all das gab es einmal Spezialisten. Heute wollen Kunden sämtliche Angebote aus einer Hand, sagen die Unternehmen und stellen sich entsprechend auf. Dem Internet ist es egal, ob wir ein Telefonat führen, unseren Freunden Urlaubsfotos präsentieren oder ein Musikvideo ansehen – im Netz sind das alles Daten.

Und davon produzieren wir immer mehr. Als Nächstes werden auch Autos und Häuser über das Netz mit uns und miteinander kommunizieren. Telekommunikationskonzerne werden uns künftig vielleicht Energie liefern oder die Parkplätze verwalten.

Längst sind wir gewohnt, dass alle Informationen, wenn gewünscht, immer und überall auf allen Geräten verfügbar sind. Wir checken E-Mails auf dem Smartphone in der Bahn und warten nicht darauf, bis zu Hause die Sportschau beginnt, sondern verfolgen die Bundesliga unterwegs auf dem Tablet. Das alte Handy ist so gut wie ausgestorben. Heute tragen wir immer einen Computer bei uns – ob als Smartphone in der Jackentasche, als Tablet im Rucksack oder bald als Uhr am Handgelenk oder als Brille auf der Nase.

Die Grenzen zwischen den Industrien verschwimmen. Bisher war es eine Aufgabe, die Daten zu sammeln, aufzuarbeiten und möglichst schnell zur Verfügung zu stellen, und eine andere, die entsprechenden Geräte zu bauen, mit denen die Informationen möglichst einfach abgerufen werden können. Apple (früher ein Computerhersteller), Google (ehemals ein Internetunternehmen) und nun Microsoft (ursprünglich ein Softwareentwickler) verbinden inzwischen beides.

Für den Kunden hat das zunächst den Vorteil, dass Hard- und Software nun miteinander harmonieren. Und ja, vielen von uns macht das Spaß. Aber es hat auch gravierende Nachteile. Wer sich einmal für eine der drei Welten entschieden hat, dem wird es schwerfallen, in eine andere zu wechseln. Und so werden wir Kunden jeden dieser Konzerne immer mächtiger machen, weil wir immer mehr Informationen – freiwillig, unbemerkt oder sogar unerwünscht – über uns preisgeben.

Und deshalb müssen wir wieder (um-)denken: Keines der großen Unternehmen, die sowohl die Software liefern als auch die Geräte bauen, die uns ständig begleiten, wird mehr aus Europa gesteuert. Das hat Folgen für die Zukunftsfähigkeit unserer Wirtschaft und für unsere Arbeitsplätze. Und es beeinflusst auch unsere Privatsphäre – wie die NSA-Affäre zeigt – und vielleicht sogar unsere Freiheit. An dieser Stelle nach der Politik zu rufen, hilft nichts. Über diese Konsequenzen muss sich jeder selbst klar werden – bevor er das nächste smarte Gerät kauft.

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