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Meinung: Mit Füßen getreten

„Wo unser Platz ist“ vom 11. November Ein so unkritischer und einseitiger Meinungsartikel, der fast ausschließlich die amerikanische Sicht des NSA-Spionageskandals widerspiegelt, wäre der Presseabteilung der US-Botschaft, aber nicht eines Tagesspiegel-Herausgebers würdig gewesen.

„Wo unser Platz ist“ vom 11. November

Ein so unkritischer und einseitiger Meinungsartikel, der fast ausschließlich die amerikanische Sicht des NSA-Spionageskandals widerspiegelt, wäre der Presseabteilung der US-Botschaft, aber nicht eines Tagesspiegel-Herausgebers würdig gewesen. Wo bleibt die kritische Beleuchtung des Sicherheitswahns der Amerikaner, der die übrige Welt in eine ständige Kriegszone verwandelt und mit völkerrechtswidrigen Drohnenkriegen zu gezielten Tötungen führt? Kein Wort darüber, dass die systematischen und weltweiten Ausspäh- und Abhöraktionen ganzer Völker gemeinsam mit den Briten das vom Autor zitierte „freiheitlich-demokratische Wertesystem“ zerstören, uns unserer Grundrechte und Privatsphäre berauben, damit unsere Demokratie schädigen und durch die Industriespionage der deutschen Wirtschaft großen Schaden zufügen!

Die USA haben seit Jahrzehnten das Völkerrecht in Korea, Vietnam, Chile, Panama, Afghanistan und im Irak mit dem einen Ziel mit Füßen getreten, ihre eigenen wirtschaftlichen und politischen Interessen auf Kosten anderer mit allen unerlaubten Mitteln im Abstiegskampf als Supermacht durchzusetzen.

Der Mythos der deutsch-amerikanischen Freundschaft/Partnerschaft mit seiner devoten Vasallentreue zum „wohlmeinenden Hegemon“ ist durch die Spähaffäre ad absurdum geführt worden. 61 Prozent der Deutschen sagen inzwischen, dass die Vereinigten Staaten kein vertrauenswürdiges Land mehr seien. Deutschland sollte durch Aussetzung des Swiftabkommens und der Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen sowie durch eine Asylgewährung für Edward Snowden seine Glaubwürdigkeit und Souveränität wiedererlangen, denn die USA haben durch den schändlichen Vertrauensbruch die immer wieder beschworenen transatlantischen Beziehungen ruiniert. Nein, „der deutsche Platz in der Welt“ kann nicht mehr an der Seite dieses „Schurkenstaates“ bleiben, wenn wir unsere Kultur der Grundrechtebewahrung dank Edward Snowden nur einigermaßen behaupten wollen!

Hans-Henning Koch, Berlin-Wannsee

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