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Meinung: Mit Pauken und Zimbeln

„Ich bekomme immer wieder Hass-Mails“ vom 22. Januar Demokratie heißt doch, die Wünsche der gesellschaftlichen Mehrheit zu berücksichtigen.

„Ich bekomme immer wieder Hass-Mails“ vom 22. Januar

Demokratie heißt doch, die Wünsche der gesellschaftlichen Mehrheit zu berücksichtigen. Diese Mehrheit aber strebt in Deutschland offensichtlich die Integration – nicht die von Herrn Erdogan und von Herrn Kolat gewünschte Partizipation – der hier lebenden Migranten an. Was soll daran von deutscher Seite nicht ehrlich sein? Herr Kolat muss eben seine Forderung nach „Partizipation“ zurückstellen. Sein Ruf nach einer „Hybridkultur“ wurde übrigens bereits 1533 partiell realisiert, als der Kurprinz Joachim siegreich aus den Türkenkriegen wieder in Berlin einzog und die staunenden Berliner erstmals die Janitscharenmusik hörten, die Pauken, Rasseln, Becken, Tamtams, Zimbeln, Triangeln und Schellenbäume, kurz: die instrumental-rhythmische, künftige Grundlage der brandenburg-preußischen Militärmusik für die kommenden Jahrhunderte.

Die Kulturelemente verschiedener ethnischer Ursprünge werden sich weder auf Befehl der türkischen Regierung noch auf Herrn Kolats Forderungen hin neu ordnen! Sie werden sich vielmehr von den betreffenden Künstlern und damit von selbst ineinanderfügen – oder es auch sein lassen.

Prof. Karl Heinz Wahren,

Berlin-Schmargendorf

Gemeinsam teilen wir Trauer und Entsetzen über die Neonazi-Morde. Gemeinsam ist uns, dass die lückenlose Aufklärung der Verbrechen und deren politischer Hintergründe unabdingbar ist.

Wie sehr würden sich dagegen viele Deutsche, türkischstämmige Deutsche und Türken freuen, wenn auch Sie und die türkischen Gemeinden in Deutschland einen selbstkritischen Blick auf ihr eigenes Tun, ihr Wirken und ihr öffentliches Erscheinungsbild richten würden. Wenn ich – alleinstehende Rentnerin, die im früheren Berufsleben überwiegend ausländische Studierende förderte – zu später Stunde meinen Hund ausführte, tat ich dies in letzter Zeit oftmals mit Angst. Zunehmend begegnete ich Gruppen jugendlicher Türken beziehungsweise türkischstämmiger Deutschen, die mir gegenüber verbal ausfallend wurden. Eltern dieser Jugendlichen oder andere ältere türkische Mitbürger – aus dem Fenster schauend – nahmen derartige Vorfälle gleichgültig zur Kenntnis.

Sie, Herr Kolat, sehen einen deutschen Mangel an Sensibilität und beschreiben Ihre Erwartungen an die Deutschen und an die deutsche Politik. Gemeinsam mit Ihnen wünsche auch ich mir eine deutsch-türkische Hybridkultur in gutem Zusammenleben, die allerdings beiderseitigen Respekt benötigt.

Ellen Hattwich, Berlin-Bohnsdorf

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