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Meinung: Mitgefühl mit den Frauen

Von den deutschen Tugenden hat eine überlebt, und es ist nicht die beste: Die Gründlichkeit nämlich, mit der wir alles in düstersten Farben malen, wenn es um uns selbst geht. Die Deutschen sterben aus!

Von den deutschen Tugenden hat eine überlebt, und es ist nicht die beste: Die Gründlichkeit nämlich, mit der wir alles in düstersten Farben malen, wenn es um uns selbst geht. Die Deutschen sterben aus! Sie reden nur schlecht über das Kinderkriegen und -haben! Der Selbstverwirklichungsegoismus! Es ist eine Lust an der Selbstbezichtigung ausgebrochen, die ihresgleichen sucht – und auf die Geburtenraten so viel Wirkung haben wird wie alles Unterlassen der letzten 20 Jahre: nämlich keine. Seit drei Jahrzehnten teilen wir mit allen Industrienationen das Schicksal, dass die Geburtenrate unter die magische Zahl von 2,1 sinkt, die zur Reproduktion der Bevölkerung nötig ist. Bei uns allerdings, nicht ohne Grund, drastischer als anderswo. Kinder sind Privatsache, aber Deutschland hat überdies auch die Konflikte der Frauen zwischen Ökonomie und Kindern rücksichtslos privatisiert. Wer den Wunsch nach Arbeit und Beruf als Egotrip interpretiert, hat offenbar seit 30 Jahren keine Statistik über Einkommen, Beschäftigung und Scheidungsraten gelesen. Es stimmt: Frauen wollen arbeiten. Aber sie müssen es auch, wenn sie für- und vorsorgliche Mütter ihrer Kinder sein wollen. Wer sich in diese Konflikte junger Frauen nicht einfühlen, wer sie nicht verstehen will, soll über Kinder schweigen. tib

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