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Moderner Konservatismus: Nicht nur eine Größe

Jetzt wäre die Gelegenheit, über wohlverstandenen Konservativismus zu debattieren. Die Rückbesinnung auf Ordnungsprinzipien der Gesellschaft kann in der Tat helfen, sowohl einen auf das Gemeinwohl bezogenen Standpunkt zu finden als auch einen politischen Standort zurückzugewinnen.

Karl-Theodor zu Guttenberg – dieser Name wird zum Synonym für die Frage, was moderner Konservativismus heute sein könnte. Elegant, eloquent, nicht polternd, das alles sind Begriffe, mit denen der neue CSU-Generalsekretär Guttenberg beschrieben wird; aber zunächst beschreiben sie seine Ästhetik des Auftritts. Nichts dagegen zu sagen, doch bleibt die Frage damit unbeantwortet.

Dabei ist die Chance für wohlverstandenen, inhaltlichen Konservativismus groß. Erleben wir doch gerade einen leisen Abschied von der Plastikwelt, von der sinnentleerten, von der „Vergötzung des Geldes“ (Bischof Huber). Da will nun Peter Müller, der Saar-Ministerpräsident, auf dem nächsten Parteitag wieder ins CDU-Präsidium einziehen, weil er glaubt, dem Christlich-Sozialen aufhelfen zu können. Für Müller zeigt die aktuelle Finanzkrise, dass die soziale Marktwirtschaft als Zukunftsmodell nicht ausgedient hat und die Betonung der christlichen Soziallehre mit ihren Schutzaufgaben nötig ist.

Die Rückbesinnung auf Ordnungsprinzipien der Gesellschaft unter dem Stichwort christlich-sozial kann jetzt in der Tat helfen, sowohl einen auf das Gemeinwohl bezogenen Standpunkt zu finden als auch einen politischen Standort zurückzugewinnen. Der Konservative will in einer so schnell sich verändernden Welt ja bewahren, was zu bewahren sich lohnt. Diesen Grundsatz haben CSU und CDU in zurückliegender Zeit allerdings beim unablässigen Vorwärtsschreiten ohne innezuhalten aus den Augen verloren. Dabei ist doch gerade der Blick frei darauf, dass, zum Beispiel, Solidarität ein grundlegender Wert bleibt.

Weil der Mensch seinem Wesen nach in seiner persönlichen Einmaligkeit zugleich auf die Gesellschaft bezogen ist, beruht das Bauprinzip der Gesellschaft auf einem ursprünglichen und eigentümlichen Beziehungs- und Verbundenheitsverhältnis. Eine „glatte Rückführung auf nur eine der beiden Größen ist nicht gestattet“, findet sich in der „Christlichen Gesellschaftslehre“ von Kardinal Höffner aus dem Jahr 1975.

Dass die Gesellschaft „gleichsam ein Leib, gleichsam ein Mensch“ sei, hat schon Thomas von Aquin beschrieben; dass der „wohlgeordnete Staat“ mit einem Leib und seinen Gliedern zu vergleichen sei, meinte bereits Platon. Überholt? Gestrig? Dass das Menschenbild des Grundgesetzes „nicht das eines isolierten souveränen Individuums“ ist, sondern die „Spannung zwischen dem Einzelnen und der Gemeinschaft im Sinne der Gemeinschaftsbezogenheit der Person entschieden“ worden ist, „ohne dabei deren Eigenwert anzutasten“, hat das Bundesverfassungsgericht aufgestellt.

Nun, diesen Gedanken fortzuführen, in die Zukunft zu wenden, und das mit der Bereitschaft verbunden, Gegebenheiten zu verändern, weil sonst auch das verloren wird, was bewahrt werden soll – das zeichnete den Konservativen aus. Gestern. Und morgen.

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