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Moqtada al Sadr: "Hört auf mit euren radikalen Sprüchen"

Der Schiitenführer Moqtada al Sadr ist nach gut drei Jahre in seine irakische Heimat zurückgekehrt. Er wird seinen Platz als einflussreicher Drahtzieher neu befestigen wollen.

Es war ein Heldenempfang. „Lang lebe unser Führer“, skandierte die Menge, als der Kleriker mit dem schwarzen Turban vom Flughafen zu seinem Haus im Zentrum fuhr. Wenig später, während Moqtada al Sadr zum ersten Mal seit langem wieder in der Iman-Ali-Moschee beten wollte, kam es sogar zu einer Massenpanik. „Euer undiszipliniertes Benehmen schadet dem Ansehen unserer Bewegung“, schimpfte er danach in einer Erklärung und rief seine Anhänger auf, sich zusammenzureißen und „mit euren radikale Sprüchen aufzuhören“.

Mitte der Woche war der 37-Jährige nach gut drei Jahren im Exil im Iran überraschend in seine irakische Heimat Nadschaf zurückgekehrt – nach Ansicht von Beobachtern spürbar gereift. Seit Ende 2006 hatte er in der heiligen Stadt Qom gelebt, um sein bescheidenes theologisches Wissen aufzupolieren, aber auch um einer drohenden Festnahme im Irak wegen Mordes zu entgehen. Der Haftbefehl ist inzwischen aufgehoben.

Damals schienen die Tage seiner Bewegung gezählt. Während der charismatische Führer unter den Fittichen der Islamischen Republik studierte, zerschlug die irakische Armee 2008 seine Mehdi-Milizen in Basra und Bagdad, die sich während der Bürgerkriegsjahre schwere Verbrechen hatten zuschulden kommen lassen. Trotzdem gelang den Sadristen bei den Parlamentswahlen im März 2010 mit 39 Sitzen ein erstaunliches Comeback, welches der Partei im Machtpoker von Bagdad eine Schlüsselstellung bescherte.

1973 geboren, verdankte der junge Kleriker seine rasche Popularität nach dem Sturz von Saddam Hussein zunächst dem einzigartigen Ansehen seines Vaters, Großajatollah Muhammad Sadiq al Sadr, der 1999 von dem Diktator ermordet worden war. Die heutige Machtbasis des umtriebigen Sohnes sind vor allem die armen schiitischen Wohnviertel im Osten der Hauptstadt, in denen Millionen Menschen leben. Und so spielte Moqtada al Sadr bei der jüngsten Regierungsbildung sogar die Rolle des Königsmachers. Ohne die Stimmen seiner Sadristen hätte Nuri al Maliki das Amt des Regierungschefs nicht wieder erringen können.

Nun ist der klerikale Parteiführer zurückgekommen, um den Preis für diese Allianz einzutreiben. Und um seinen Platz als einflussreicher Drahtzieher neu zu befestigen – zu Beginn eines Jahres, an dessen Ende der endgültige Abzug aller amerikanischen Truppen steht.

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