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Meinung: Muslimisch allein reicht nicht

TÜRKEI SCHICKT KEINE TRUPPEN IN DEN IRAK

Die Lösung schien so nahe liegend: Nach dem verheerenden Anschlag auf die UNMission in Bagdad musste etwas passieren. Die USA brachten offenbar zu wenig Wissen über Land und Leute mit in den Irak und kaum Sprachkenntnisse. Und dann ist da ja noch die Religion: Es sieht verdammt nach Kreuzzug aus, wenn eine mehrheitlich christliche Nation plötzlich über mehr als 20 Millionen Muslime herrscht. So kam die Türkei ins Spiel. Die hatte wegen der geplatzten Nordfront im Irak-Krieg noch etwas gutzumachen. Als Nachbar weiß man über die Besonderheiten im Irak. Und dann ist die Türkei der einzige Nato-Partner mit mehrheitlich muslimischer Bevölkerung. Die Idealbesetzung also: In den Westen eingebunden und muslimisch. Das hat nur nicht gereicht. Die Türkei schickt doch keine Truppen mehr in den Irak – weil die Iraker das nicht wollen. Dass dieses Projekt nun gescheitert ist, lehrt zweierlei. Erstens versteht die US-Regierung tatsächlich nicht viel von Land und Leuten. Fast 400 Jahre herrschten die Osmanen über den Irak und die Türkei hat bis heute klare Machtinteressen im Nordirak. Dass die Iraker von der Einmischung dieses mächtigen Nachbarn nicht begeistert sein würden, hätte man wissen können. Zweitens hat die Absage aber auch ihr Positives. Sie zeigt, dass der irakische Regierungsrat mehr Einfluss auf die Entscheidungen der Amerikaner hat, als ihm gemeinhin nachgesagt wird. Da die Suche nach muslimischen Hilfstruppen erfolglos war, lautet die neue US-Strategie nun Selbstermächtigung. Die Iraker sollen ihr Schicksal und ihre Sicherheit in die eigenen Hände nehmen. Jetzt muss die irakische Übergangsregierung zeigen, dass sie mehr kann als nur Nein sagen. clw

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