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Meinung: Na, in Berlin

Von Stefan Vesper WO IST GOTT? Berlin, in vier Wochen: Mit einem feierlichen ökumenischen Schlussgottesdienst vor dem Reichstag kommt der Ökumenische Kirchentag zu seinem Höhepunkt und Abschluss.

Von Stefan Vesper

WO IST GOTT?

Berlin, in vier Wochen: Mit einem feierlichen ökumenischen Schlussgottesdienst vor dem Reichstag kommt der Ökumenische Kirchentag zu seinem Höhepunkt und Abschluss. Ein für die Bundesrepublik Deutschland einmaliges Ereignis. Werden die mehr als 150000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Ende Gott ein Stück näher gekommen sein?

Christinnen und Christen aus ganz Deutschland wollen, das ist der Kern unseres Programms, über ihren Glauben nachdenken und diesen Glauben feiern. Dabei steht die Begegnung mit Gott im Gottesdienst an erster Stelle.

Im Wandelhof

Dazu gehört es auch, im Bibelzentrum und im Geistlichen Zentrum nach Gott zu fragen und Erfahrungen auszutauschen. Eine Halle des Messegeländes wollen wir zu einer besonderen Kirche umgestalten, wir werden sie „Wandelhof“ nennen. Sie wird die spirituelle Mitte des Geistlichen Zentrums sein, ein Ort der Sammlung, des Gebets und der Meditation.

„Glauben bezeugen, im Dialog leben“, heißt ein ganzer Themenbereich zu theologischen Fragen: zur Gottesfrage, zur Frage nach Religion, auch nach dem Gewalt- und Friedenspotenzial der Religionen, nach Mystik und christlicher Lebenskunst. „Wozu braucht die Gesellschaft heute das Evangelium?“, fragen wir und: „Was habt ihr der Gesellschaft anzubieten?“ Es wird auch kleinere, ruhigere Veranstaltungen geben wie die Abendreihe „Bleiben, wohin Gott uns gestellt hat“. Menschen berichten über den Weg ihres Glaubens, ihr Engagement in der Gesellschaft, ihr Leben in den Gemeinden.

Fremdheit überwinden

Und die Ökumene! Wir Christen kennen einander noch viel zu wenig. Darum heißt ein ganzer Themenbereich „Einheit suchen, in Vielfalt einander begegnen“. Gemeinsamkeiten und Unterschiede in Formen der Frömmigkeit und Liturgie, der konkreten Gestaltung des Alltags und des persönlichen Lebens kennen zu lernen, ist ein Ziel, auch, Fremdheit und Unwissen zu überwinden: „Das ist typisch! Von der Lust an Vorurteilen und warum wir sie (nicht) überwinden sollten!“ Und es gibt „Lobreden auf die andere Kirche“, bei denen man fragt: „Was hast du, was ich nicht habe?“

In Berlin werden wir das ökumenische Netz immer dichter weben. Und gemeinsam zeigen, dass wir diese Welt und unsere Gesellschaft mittragen wollen, dass unser Glauben Folgen hat für unseren Einsatz in Politik, Wirtschaft, Bildung und Kultur. Dass wir die Menschenwürde achten und die Freiheit wahren wollen. Dass wir die Welt gestalten und in Verantwortung handeln wollen.

Werden die Teilnehmer also am Ende Gott ein Stück näher gekommen sein? Ich hoffe es. Denn die Menschen suchen Orientierung in einer immer weniger durchschaubaren Zeit. Sie suchen mehr als ein „Event“, so schön die Berliner Tage auch sein werden. Sie wollen eine Gesellschaft weiterbringen, die im Stillstand zu erstarren droht. Sie wollen – auch den Nichtchristen – zeigen, was sie anzubieten haben. Die Begegnung mit Gott ist ihre unverzichtbare Kraftquelle. Darum kommen 150000 Menschen in vier Wochen nach Berlin.

Der Autor ist Generalsekretär des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken und einer der Organisatoren des Ökumenischen Kirchentages.

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