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Meinung: Nach den Landtagswahlen: FDP: Projekt 12

Ist Möllemann durch bloße Tatsachen zu widerlegen? Die Frage stellt sich der FDP nach den zwei Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz in allem Ernst.

Von Robert Birnbaum

Ist Möllemann durch bloße Tatsachen zu widerlegen? Die Frage stellt sich der FDP nach den zwei Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz in allem Ernst. Angetreten sind die Liberalen in beiden Stammländern mit dem Ziel, zweistellige Ergebnisse einzufahren. Herausgekommen ist eine Reduktion aufs Normalmaß. 7,8 Prozent in Mainz und 8,1 Prozent in Stuttgart sind im langjährigen Vergleich ja sogar respektable Werte. Aber die Latte lag höher, und die haben die Landeschefs Rainer Brüderle und Walter Döring gerissen.

Dies hat in beiden Fällen auch und vor allem landespolitische Gründe. In beiden Ländern hat die größere Regierungspartei - hier die CDU, dort die SPD - dem kleinen Partner Stimmen abgejagt. Diese Erfahrung ist für die FDP nicht neu: Einmal an der Macht, wird sie für Wähler weniger interessant als in den Momenten, in denen eine Stimme für die Liberalen einen Wechsel bewirken kann. Darum - und nicht wegen seiner Wahlkampfgags - hat Möllemann in NRW fast zehn Prozent erhalten.

Daraus ist eine Lehre für Möllemanns "Projekt 18" zu ziehen: Reine Zahlenmagie funktioniert nicht. Es muss schon einen Grund geben, FDP zu wählen. Da ein zwingender inhaltlicher Grund für 2002 nicht zu erkennen ist, muss es zumindest ein taktischer sein, etwa die Alternative "Rot-Grün oder Rot-Gelb". Auf diesem Weg ist die FDP sogar vorangekommen - freilich ohne eigenes Zutun: Die Grünen sacken ganz von alleine auf Platz Vier im Parteienspektrum ab.

Die Freien Demokraten stecken nun in einer etwas merkwürdigen Lage: Einerseits wirkt die 18 angesichts der realen Prozentwerte lächerlich bis anmaßend - "Projekt 8" wäre ehrlich. Andererseits käme die Beerdigung des ehrgeizigen Ziels einer Kapitulation gleich. Zumal selbst ausgewiesene Skeptiker wie der Noch-Parteichef Gerhardt den Mund mit zweistelligen Parolen voll genommen haben, vom designierten Nachfolger Westerwelle ganz zu schweigen.

Aber noch einmal: Die Chancen der FDP bei der Bundestagswahl 2002 bemessen sich nicht an selbst gesteckten Zielen, sondern einzig daran, ob sie für einen Wechsel benötigt wird oder nicht. Das wird ein bisschen auch davon abhängen, ob man die Liberalen ernst nehmen kann. Vielleicht sparen sie sich besser den "Kanzlerkandidaten". Und geben dem Projekt die Zielzahl 12. Das reicht doch auch als Signal: Wir trauen uns was zu.

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