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Meinung: „Nach Schlankheit kommt Dürre“

Sie ist Intendantin des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB) – und sie bleibt es bis 2013. Am Freitag wurde Dagmar Reim vom Rundfunkrat des Senders mit eindeutiger Mehrheit bestätigt.

Sie ist Intendantin des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB) – und sie bleibt es bis 2013. Am Freitag wurde Dagmar Reim vom Rundfunkrat des Senders mit eindeutiger Mehrheit bestätigt. Der RBB ist 1993 aus der Fusion von SFB und ORB entstanden. Eine schwierige Ausgangslage für die Gründungsintendantin – und ihre Mitarbeiter: Wessis trafen auf Ossis, (West-)Berliner Mentalität traf auf brandenburgisches Heimatgefühl. Dagmar Reim hatte da keine Aktien drin, sie kam aus Hamburg nach Berlin und Potsdam. Die Fusion sollte an keinem Standort Verlierer produzieren, also setzte sich Reim an die Spitze der Bewegung: ein Sender für zwei Länder, getragen von frisch motivierten RBB-Mitarbeitern. Das ist der Intendantin trotz Irritationen und Hakeleien gelungen. Die ARD-Anstalt ist finanziell konsolidiert, 300 Stellen werden ohne Kündigung abgebaut. Mehr sparen geht nicht, sagt Reim: „Nach der Schlankheit kommt die Dürre, nach der Dürre die Magersucht“, heißt ihr Leitsatz.

Reim führt nach außen und innen, mit einschmiegsamen Grußworten und unmissverständlichen Machtworten. Das Detail ist ihr Feind nicht, sie geht auch als „Mutter Reimer“ durchs Funkhaus. Stets im Ursula-von-der-Leyen-Hosenanzug gewandet, durch Jogging fit bis in die Haarspitzen, tritt die gebürtige Heidelbergerin als Ausbund von Energie und Tatkraft auf; sicherlich auch als verheiratete, zweifache Familienmutter. Sollte jemals das protestantisch-puritanische „Carpe diem“ in einen christkatholischen Körper fahren, dann könnte Dagmar Reim herauskommen. Das mit dem Glauben ist bei ihr eine mit Ernst und Selbstbewusstsein betriebene Herzensangelegenheit. Wieder und wieder ermahnt sie die Kirchen zu einer offensiven Medienarbeit.

Auch von Öffentlichkeitsarbeit versteht sie etwas. Damals, beim NDR, leitete sie ab 1992 die Pressestelle und war zwei Jahre lang ARD-Sprecherin. Die verschlungenen Pfade im Senderverbund kannte sie da schon. Nach einem Studium der Geschichte, Germanistik und Publizistik in Mainz und München begann sie als Redakteurin beim BR, wechselte zum WDR nach Köln, schließlich zum NDR. Dort wurde sie 1995 Chefredakteurin des Hörfunks, von 1998 bis zu ihrer Wahl als RBB-Chefin stand sie dem NDR-Landesfunkhaus Hamburg vor. Als profilierte Hörfunkerin begegnet die 55-Jährige dem Radio auf Augenhöhe, dem Fernsehen aus der Zuschauerperspektive.

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