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Nahost: Israel: Der Preis der Reaktion

In Israel heißt es manchmal, die Araber verstünden nur die Sprache der Gewalt. Dass Israel selbst sich eher reaktiv als aktiv verhält, wird gern verdrängt.

Zwei aktuelle Beispiele: Außenminister Avigdor Lieberman hat jetzt überraschend seine EU-Amtskollegen eingeladen, den Gazastreifen zu besuchen. Zuletzt war das dem deutschen Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel verwehrt worden, was zu einem kleinen Eklat geführt hatte. Ohne Eklat wohl keine Wende. Das zeigt auch die Lockerung der Gaza-Blockade. Wäre sie ohne internationalen Druck nach dem Angriff auf ein „Hilfsschiff“ erfolgt? Sicher nicht. Und so fügen sich die jüngsten Beispiele in jene These, die viele Araber über Israel verbreiten: Das Land ändere sich nur durch Druck von außen. Ohne Intifada keine Oslo-Gespräche und kein Friedensprozess. Ohne Anschläge der Hisbollah kein Rückzug Israels vor zehn Jahren aus dem Libanon. Ohne Radikalisierung der Hamas und Terror kein Rückzug Israels vor fünf Jahren aus dem Gazastreifen. Natürlich ist die Realität stets komplizierter. Aber entscheidend ist, dass die Kausalitäten von den Gegnern Israels genau so wahrgenommen werden. Sie führen zur Strategie, man müsse Israel bloß brutal genug provozieren, damit es überreagiert, was internationale Empörung verursacht und schließlich die israelische Konzessionsbereitschaft erhöht. Leider geht diese Rechnung viel zu oft auf. Um die ihr zugrunde liegende Logik zu durchbrechen, hat Israel die Wahl: Entweder das Land macht auf Druck keine Konzessionen mehr und isoliert sich weiter. Oder es geht von einer reaktiven zu einer aktiven Politik über. In einer vernünftigen Welt fiele die Entscheidung leicht. mal

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