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Meinung: Nahost-Konflikt: Vom Aufstand zum Krieg

Die Gewalt der "Al Aksa-Intifada", das Ausmaß des Aufstandes, war in den letzten Tagen erheblich zurückgegangen; Jassir Arafat und Ehud Barak redeten nicht mehr von Ultimaten, sondern von Kompromissen; Hoffnungen keimten. Doch dann zeriss die Bombe von Kfar Darom die Zuversicht, weil sie Vergeltung notwendig machte - so stehen die Zeichen nun wieder auf Eskalation und nicht auf ein Ende der Gewalt.

Die Gewalt der "Al Aksa-Intifada", das Ausmaß des Aufstandes, war in den letzten Tagen erheblich zurückgegangen; Jassir Arafat und Ehud Barak redeten nicht mehr von Ultimaten, sondern von Kompromissen; Hoffnungen keimten. Doch dann zeriss die Bombe von Kfar Darom die Zuversicht, weil sie Vergeltung notwendig machte - so stehen die Zeichen nun wieder auf Eskalation und nicht auf ein Ende der Gewalt. Der Kreislauf der Rache ist jetzt umso schwerer zu bremsen.

Man mag die israelischen Siedlungen als Friedenshindernisse verstehen, die Siedler als Kriegstreiber, die auch unter Barak anhaltenden Siedlungsaktivitäten als politischen Wahnsinn. Man darf, ja man sollte auch am Sinn und Ausmaß der israelischen Reaktion zweifeln - vor allem angesichts der vielen palästinensischen Kinder, die während des Aufstandes getötet wurden. Doch anderseits muss man sich, trotz dieser Kritik an Israel, die Frage stellen, wie denn die israelische Regierung, die von allen Seiten unter Druck geraten ist, auf die zunehmende Gewalt der Gegenseite reagieren soll.

Der Bombenanschlag auf den Siedlerbus und die israelische Vergeltung sind mehr als eine Eskalation der Gewalt. Sie stehen für eine Richtungsänderung in den Kampfhandlungen: weg vom Volksaufstand, hin zum begrenzten Krieg. Das wird viele Opfer auf beiden Seiten fordern, aber den Konflikt anderseits auch intern kontrollierbarer machen und begrenzen.

Dies gilt nicht nach außen, denn je klarer die Fronten zwischen Israelis und Palästinensern werden, desto mehr verwischen sich die zwischen Israel und der arabischen Welt. Der Rückruf des ägyptischen Botschafters aus Tel Aviv erschwert nicht nur die wichtige Vermittlerrolle Kairos. Er ist als Warnzeichen vor einer Ausweitung zu einem regionalen Konflikt zu verstehen - denn die wollte Hosni Mubarak bisher mit aller Macht verhindern.

Barak ist an der Ausweitung ebenso wenig interessiert. Dennoch folgte nun die massive militärische Reaktion Israels, obwohl Barak selbst noch vor wenigen Tagen erklärte, eine einzelne Tat von Irrsinnigen werde den Verhandlungsprozess nicht stören. Woher dieser Widerspruch? Barak unternimmt in diesen Tagen alles, wirklich alles, um seine miserabel geführte Regierung vor dem unvermeidlichen Sturz zu retten, beziehungsweise ihre Agonie zu verlängern. Weil die Opposition noch weiter rechts positioniert ist als er selbst, gibt er ihrem Druck bereitwillig nach.

Barak betreibt Außenpolitik als Mittel der Innenpolitik. Das ist riskant, sehr riskant. Und wird auf Dauer nicht gut gehen.

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