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Meinung: Nahost-Krise: Der Zwang zum Frieden

Die Chancen, dass es diesmal wirklich klappt mit der Einschränkung oder gar Beendigung der Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern, sind besser denn je. Die Vernunft scheint doch noch, nach über einem Monat mörderischer Kämpfe und in allerletzter Sekunde, die Gewalt stoppen zu können.

Die Chancen, dass es diesmal wirklich klappt mit der Einschränkung oder gar Beendigung der Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern, sind besser denn je. Die Vernunft scheint doch noch, nach über einem Monat mörderischer Kämpfe und in allerletzter Sekunde, die Gewalt stoppen zu können. Endlich. Natürlich wird es keine Versöhnung zwischen palästinensischen Steinewerfer und israelischen Soldaten geben. Doch das tägliche Sterben - vor allem auf palästinensischer Seite - scheint zu Ende zu gehen.

Und es gibt Fragen. Stimmt es wirklich, dass die jetzige Übereinkunft zwischen Yasser Arafat und Shimon Peres nichts weiter ist als die Ausführungsbestimmung für die Übereinkunft von Sharm el-Sheikh? Dann müssen sich die gleichen Politiker massive Kritik gefallen lassen: Warum mussten noch so Viele sterben, wenn man sich doch schon in Sharm el-Sheikh einig war?

Noch ist es zu früh für eine Bilanz. Und doch sind schwere Vorwürfe an Ehud Barak und Yasser Arafat angebracht. Warum liess Barak den Friedensnobelpreisträger Shimon Peres, der jetzt die Übereinkunft zustande brachte, nicht früher schon zu Arafat, der mehrfach um das Treffen bat? Arafat wiederum ist für die verachtenswerte Kampftaktik verantwortlich zu machen, die Kinder als Frontkämpfer missbrauchte.

Das Wichtigste ist jetzt, dass beide Seiten sich peinlich genau an die Übereinkunft halten, wort- und sinngemäß. Erst wenn der gute Wille der einen Seite für die andere sicht- und spürbar wird - wozu sie zwei ganze Tage Frist haben - können die "vertrauensbildenden Maßnahmen" überhaupt eingeleitet werden. Diese wiederum bilden die unabdingbare Grundlagen für die Verhandlungen, die ihrerseits letztlich die Lageberuhigung mittels vertraglicher Festlegung des Endstatus bringen müssen.

Die Palästinenser werden ihren Staat bekommen. Nicht wegen des Aufstandes, sondern trotzdem. Doch sie werden kaum mehr erhalten als ihnen Barak in Camp David angeboten hat.

Aber, und da liegt wohl der Schlüssel für Arafats Entschlossenheit, er kann jetzt seinem Volk klarmachen, dass es im Kampf das Optimum herausgeholt hat und mit sich und dem Erreichten zufrieden sein darf und muss. Vorher tat er sich schwer, das gleiche Ergebnis - weil ausgehandelt und nicht erkämpft - seinen Leuten zu "verkaufen".

Die Extremisten auf beiden Seiten werden versuchen - wie der Anschlag auf dem Jerusalemer Markt zumindest für die palästinensisch-islamistische Seite beweist - den Zug in Richtung Frieden doch noch von den Schienen zu sprengen. Darum müssen Barak und Arafat die Verhandlungen bald beginnen - und schnellstmöglich erfolgreich abschließen. Wenn sie dazu am Verhandlungstisch und danach bei der Umsetzung des Verhandlungsergebnisses nur halb so entschlossen sind, wie es die jugendlichen "Tanzim"-Kämpfer und die kaum älteren Soldaten, dann wird Palästina spätestens am 1.Januar Wirklichkeit.

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