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Natascha Kampusch: "Ich will aus der passiven Rolle heraustreten"

Paris Hilton, nur auf anständig: Das ehemalige Entführungsopfer Natascha Kampusch will ins Fernsehen. Eine Talkshow soll es werden, in der die Gäste unbekannte Seiten offenlegen.

Natascha Kampusch hat eine neue Mission, und diese Mission heißt Fernsehen. Ab Februar kommenden Jahres wird die 19-jährige Wienerin eine eigene Talkshow auf dem kleinen Wiener Stadtsender Puls TV bekommen. Kampusch will dabei, sagt Kampusch, „außergewöhnliche Persönlichkeiten“ in ihre Sendung bitten und dann „kein traditionelles Interview führen, sondern ein sehr offenes Gespräch, in dem auch bislang unbekannte Seiten meiner Gesprächspartner Platz haben werden“. Ab Ende des Jahres wird Kampusch beginnen, erste Gäste für ihre Sendung einzuladen.

Die Sache wäre an sich weiter nicht spektakulär. Auf Puls TV, einem Sender ohne übertriebene finanzielle Grundausstattung, ohne Filmpakete oder Sportrechte, gibt es eine Unzahl von Talkshows, Gesprächsrunden und Interviewsendungen, die von jungen Moderatoren betreut werden, in einer 24- Stunden-Schleife laufen und Quoten knapp oberhalb der Wahrnehmungsschwelle einfahren. Das Besondere ist freilich Natascha Kampusch. Sie ist bekannter als alle anderen Puls-TV-Moderatoren zusammen, denn sie ist die Frau, deren Schicksal nach ihrer spektakulären Flucht vor 16 Monaten die ganze Welt bewegte – für Puls TV ist ihre Verpflichtung also ein enormer Marketingerfolg.

Schon damals hatte Kampusch, die nach ihrer Flucht von Wolfgang Priklopil kaum Interviews gab, erklärt, sie würde irgendwann mal Journalistin werden wollen. Im vergangenen Jahr war sie, angeleitet von einem Stab von PR-Beratern und Rechtsanwälten, durch die österreichischen Medien gewandert, hatte Interviews nach strengen Auswahlkriterien und nach Vorlage der Fragen gegeben. Das Bild, das sie dabei machte, war das einer bedächtigen, genau artikulierenden jungen Frau, die zwar immer noch an den Folgen ihrer Entführung litt, aber mit einer Reihe an Therapien versucht, ihr Leben in den Griff zu bekommen. Echt, mit anderen Worten ungeschminkt, war Kampusch dabei selten in den Interviews zu sehen – denn jede ihrer Formulierungen war dabei von ihrem PR-Stab vorbereitet worden. Wenn man so will, haben im vergangenen Jahr viele Experten versucht, das richtige Bild von Kampusch in der Öffentlichkeit zu prägen – so eine Art Paris Hilton, nur auf anständig. Umso spannender wird dadurch wohl die Sendung der Fernsehnovizin. Einen ersten Vorgeschmack kann man auf einer Homepage sehen: www.natascha-kampusch.at ist seit Mittwoch online.

Markus Huber

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