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Marlene Mortler, Drogenbeauftragte der Bundesregierung.

© dpa

Neue Drogenbeauftragte Mortler: Eine vom Land

Marlene Mortler sollte eigentlich Landwirtschaftsministerin werden. Daraus wurde nichts - jetzt ist sie zur Drogenbeauftragten ernannt worden. Vor einer Woche noch hatte sie bei Twitter einen hochprozentigen Obstler präsentiert.

Wenn ein Innenminister und gelernter Jurist, der mit Landwirtschaft noch nie etwas am Hut hatte, Agrarminister werden kann – wieso sollte es dann eine Agrarexpertin und gelernte Meisterin der ländlichen Hauswirtschaft, die mit Junkies, Crystal Meth und Suchtpolitik bisher nichts zu schaffen hatte, nicht auch zur Drogenbeauftragten bringen? Die CSU macht’s möglich.

Am Mittwoch wurde die Abgeordnete Marlene Mortler von Gesundheitsminister Hermann Gröhe, der sich zuvor auch nie groß mit Gesundheitspolitik beschäftigt hat, als Beauftragte der Bundesregierung für Drogenfragen ins Amt „eingeführt“, wie es so schön heißt. Sie freue sich „auf die neue, verantwortungsvolle, erfüllende Aufgabe“, tat die 58-Jährige sogleich auf ihrer Website kund. Zwischen Kochrezepten, Impressionen ihrer fränkischen Heimat und den Themen, die ihr bisher am Herzen lagen: Familie, soziale Marktwirtschaft, ländliche Räume.

Spezialisiert hat sich die CSU-Politikerin noch auf einem weiteren Feld: dem Tourismus. Von 2006 bis 2009 war sie Vorsitzende des hierfür zuständigen Ausschusses, danach die tourismuspolitische Sprecherin der Unionsfraktion. Dann aber war sie, als langjähriges Präsidiumsmitglied des Bayerischen Bauernverbandes, wieder zu ihren Wurzeln zurückgekehrt. Sie ließ sie sich noch einmal zur agrarpolitischen Sprecherin der CSU-Landesgruppe küren - gerade mal drei Tage vor ihrer Ernennung als Drogenbeauftragte.

Eigentlich sollte sie Agrarministerin werden

Der Fairness halber soll nicht unerwähnt bleiben, dass Mortler ursprünglichen Plänen zufolge durchaus bei ihren Leisten bleiben sollte. Bevor Hans-Peter Friedrich den Posten des Agrarministers okkupierte, war sie dafür gehandelt worden. Und es ist auch nicht so, dass sich die erklärte „Allesesserin“, die am liebsten „einen goldgelben doppelt panierten, gebackenen, fränkischen Karpfen“ zu sich nimmt, nie zur Drogenpolitik geäußert hätte. Mit dem Rauchen, zum Beispiel, solle man besser aufhören, empfahl sie schon vor Jahren. Aber Rauchverbote in Gaststätten, wie sie dank des Engagements ihrer Vorgängerinnen heute üblich und akzeptiert sind? Da schlug sie sich lieber auf die Seite des Hotel- und Gaststättenverbandes und fragte, ob es denn hilfreich sei, wenn man „ein Klima der Angst erzeugt und Menschen gesellschaftlich ausgrenzt, die ein legales Produkt konsumieren“.

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Auch das Thema Alkohol hat die neue Drogenbeauftragte bereits beschäftigt. Nicht bloß, dass sie mit ihrem Zwillingsbruder auf einem uralten Hopfenhof aufwuchs, also etwas von Bierzutaten versteht. Noch vor einer Woche verbreitete die dreifache Mutter aus der CSU- Klausur per Twitter das Foto eines 38-prozentigen Obstlers, dem die Brennerei den Namen „Kreuther Geist“ gegeben hatte. Was sie ihren Followern damit sagen wollte? Wahrscheinlich war es eine Warnung. Schließlich, so verkündet Mortler nun, wolle sie sich bemühen, „Menschen möglichst vor dem Einstieg in den Konsum von legalen und illegalen Suchtmitteln zu bewahren“.

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