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Meinung: Neue Heimat

Von Charles A. Landsmann

Die israelischen Siedler und ihre nationalistischen Anhänger haben erneut verloren. Noch immer hoffen sie auf einen Sieg im Kampf gegen die Siedlungsräumungen und den Truppenrückzug aus dem Gazastreifen. Allerdings glauben immer weniger unter ihnen, dass sich ihre Hoffnungen auch erfüllen werden.

Der geplante „Marsch der 100 000“ zu „unseren heldenhaften Brüdern“ im zur Räumung bestimmten GushKatif-Siedlungsblock hat sich aufgelöst. Wenn das der „Höhepunkt des Protests“ gegen den Rückzug sein sollte, dann darf gar gehofft werden, dass der „Höhepunkt des Widerstands“ gegen die Räumungen – wenn die ersten Siedler ihre Häuser verlassen müssen – viel geringer ausfällt als befürchtet. Die zweite Niederlage, die endgültige im politischen Bereich, mussten die Siedler in der Knesset einstecken. Der Beschluss des Parlaments, Siedlungsräumungen und Truppenabzug nicht zu verschieben, erfolgte erwartungsgemäß und ist endgültig.

Ariel Scharon ist nicht mehr aufzuhalten. Er wird seinen „Plan einer einseitigen Loslösung“ umsetzen. Termingerecht ab Mitte August – zum Entsetzen der Siedler und der Mehrheit seiner eigenen Anhänger und zum anfänglichen Unverständnis und zur späteren Freude der Palästinenser. Und mit Unterstützung der USA.

Scharon hat sich seinen Ruf als Kriegshetzer, als glühender Nationalist, zynischer Siedlungspatron und erbarmungsloser Besatzer zu Recht verdient. Doch wenn er jetzt den historischen Schritt wagt, Teile des „Eretz Israel“ aufzugeben, wenn er deshalb viele seiner Freunde zu unerbittlichen Feinden macht, dann sollten auch die misstrauischen Europäer seine Bemühungen vorbehaltlos unterstützen.

Es kann wohl niemand vernünftig gegen die Beendigung der Besetzung fremden Landes argumentieren. Und wenn gegen Ende des Jahres der letzte israelische Soldat das dichtbevölkerste Gebiet der Welt verlassen hat, kann die Kritik an der Person Scharon und auch an seiner Politik wieder aufgenommen werden. Es sei denn, er wartet mit einer neuen positiven Überraschung auf. Er sollte dann – wie heute – nur an seinen Taten gemessen werden.

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