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Neue Regierung in der Ukraine: Im Sprachlabor

Es ist ein für Westeuropäer nur schwer begreifliches Experiment, das sich in der Ukraine gerade abspielt. Kann, ja muss man einem Land, in dem fast die Hälfte der Einwohner nicht oder nur unzureichend der Amtssprache mächtig ist und das kaum eine gemeinsame staatliche Identität aufweist, ein neues, nationales Ukrainertum aufpflanzen?

Es ist ein für Westeuropäer nur schwer begreifliches Experiment, das sich in der Ukraine gerade abspielt. Kann, ja muss man einem Land, in dem fast die Hälfte der Einwohner nicht oder nur unzureichend der Amtssprache mächtig ist und das kaum eine gemeinsame staatliche Identität aufweist, ein neues, nationales Ukrainertum aufpflanzen? Kann man einem großen Teil der Bevölkerung zumuten, die Muttersprache – Russisch – in Schulen als Fremdsprache wiederzufinden? Das ist der Kern des Konflikts zwischen „Orange“ und „Blau“. Die westorientierten Orange-Kräfte um Präsident Viktor Juschtschenko und die Wahlsiegerin Julia Timoschenko verfolgen einen klaren Ansatz: Nur ein Land, das sich seiner Staatlichkeit und seiner Traditionen sicher ist, wird sich in Europa behaupten können. Bei der Wahl haben sie mit diesem Leitmotiv zum ersten Mal auch im Osten des Landes Stimmen hinzugewonnen. Nun müssen beide beweisen, dass sie auch in der Lage sind, gemeinsam zu reagieren und endlich die Verfassung zu reformieren, die bisher für eine unklare Machtverteilung zwischen Präsident und Ministerpräsident(-in) sorgt. SB

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