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Meinung: „Nicht der Job zählt, …

… sondern, was man damit macht.“ Als Schatzkanzler ist er der zweitmächtigste Mann im Land.

… sondern, was man damit macht.“

Als Schatzkanzler ist er der zweitmächtigste Mann im Land. Doch manche sagen, bewundernd oder gehässig, es sei Gordon Brown, Tony Blairs Nachbar in der Downing Street Nummer 11, der in Großbritannien die Zügel in der Hand halte. Zahllos sind die Geschichten über die eifersüchtige Partnerschaft der beiden. Die „Sunday Times“ berichtete, wie Brown den Premier vor der Haushaltsrede 1998 über seine Pläne völlig im Dunkeln ließ. „Gib mir wenigstens einen Tipp, Gordon“, habe Blair gefleht.

Ein britischer Schatzkanzler hat mehr Macht als etwa ein deutscher Finanzminister und keiner durfte sie so unbehindert nutzen wie Brown, der seit 1997 im Amt ist. Unabhängigkeit für die „Bank von England“; die Blockade des britischen Euro-Beitritts; die britische Version der Hartz-Programme, „Welfare to Work“ – immer gab Brown die Richtung an.

Mit zwölf schrieb der 53-jährige Pfarrersohn aus dem schottischen Kirkcaldy sein erstes Pamphlet und blieb trotzdem den meisten ein Rätsel. Europäern predigt er Wirtschaftsliberalismus und Unternehmerfreiheit. Zu Hause führte er höhere Steuern und mehr Regulierung ein. Labour Traditionalisten rühmen ihn als letztes Bollwerk sozialistischer Werte in Blairs Reformregierung. Doch seine Lieblingsphrasen sind „harte Arbeit“, „Selbstverbesserung“ und „flexible Arbeitsmärkte“.

Seit 1994 gilt Brown als Nachfolger von Blair. Im Speiselokal „Granita“ machten die beiden nach dem Tod von Parteichef John Smith einen Deal: Blair würde die Parteiführung übernehmen und mit seiner größeren Popularität die Wahl gewinnen. Nach ein paar Jahren würde der unbeliebtere, aber als kompetenter geltende Brown das Amt übernehmen. Seither wartet Brown. Dabei gehören die beiden zusammen wie Tag und Nacht. Der Visionär und der Mikromanager des britischen Wirtschaftswunders. Der Charmeur, der konservative Wähler bezirzt und der Calvinist, der Labour die Traditionalisten bei der Stange hält.

Blair hat Brown immer wieder vertröstet. Letzte Woche scheint er den Granita-Vertrag endgültig gebrochen zu haben: Die Beförderung des Brown-Feindes Alan Milburn ins Kabinett war wie die Salbung eines neuen Kronprinzen. Nun warten die Briten atemlos. Hat Blair Brown tödlich verwundet – oder erst recht zum entscheidenden Kampf um die Macht gereizt? Sicher scheint nur, dass die einvernehmlichen Tage dieser langen Beziehung zu Ende sind.

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