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Meinung: Nicht einfach mehr

STOIBER UND DIE WOCHENARBEITSZEIT

In der Diskussion um die Arbeitszeit hat sich nun auch Edmund Stoiber zu Wort gemeldet. Nach der allgemeinen Debatte um eine längere Lebensarbeitszeit und dem Vorstoß von Wolfgang Clement zu den allzu zahlreichen Feiertagen in Deutschland, plädiert nun der bayerische Ministerpräsident für eine längere Wochenarbeitszeit. Und er verweist in diesem Zusammenhang auf den gescheiterten MetallarbeiterStreik im Osten, der die IG Metall und die Gewerkschaften in den Grundfesten erschüttert hat. Beides, die Kampfniederlage der Gewerkschaften und die Diskussion um längere Arbeitszeiten, zeigen einen Wandel an, der das Wort verdient: Paradigmenwechsel. Als die 35-Stunden-Kampagne der IG Metall in den 80er Jahren begann, war eine Mehrheit in Deutschland davon überzeugt, dass eines der besten Mittel gegen die wachsende Arbeitslosigkeit die gerechtere Verteilung der vorhandenen Arbeit sei. Das Rezept fand vielfältige Anwendung bei den Sozialpartnern; es hat zu interessanten betrieblichen Arbeitszeitmodellen geführt. Im Einverständnis mit der Politik ist es aus diesem Denken auch zu massenhaften Frühverrentungen zu Lasten der Sozialsysteme gekommen – letztlich also zu Lasten der jüngeren Generationen, für die die frühen Rentner ja eigentlich Platz machen wollten. Es setzt sich im Bewusstsein durch, dass Deutschlands Krankheit am Arbeitsmarkt nicht die ungerechte Verteilung der vorhandenen Arbeit ist, sondern die Unfähigkeit, neue Arbeitsplätze zu schaffen. Trotzdem sollte das Kind nicht mit dem Bade ausgeschüttet werden. Nicht ein einfaches Mehr, sondern viel mehr Arbeitszeitflexibilität – diese Lehre ist zu ziehen.tib

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