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Meinung: Nicht zu glauben

„Berlin ist nicht Papst“ vom 15.Juli Die Position von Bruno Osuch offenbart – vermutlich unfreiwillig – den traurigen Zustand des Humanistischen Verbandes.

„Berlin ist nicht Papst“ vom 15.Juli

Die Position von Bruno Osuch offenbart – vermutlich unfreiwillig – den traurigen Zustand des Humanistischen Verbandes. Statt überzeugend die eigenen humanistischen Werte zu vertreten, arbeitet sich der Autor an den Feindbildern Papst und katholische Kirche ab.

Was würde der Humanistische Verband nur ohne die katholische Kirche anfangen? Statistische Erhebungen in den neuen Bundesländern belegen: überall dort, wo die Kirchen schwach sind, hat auch der Humanistische Verband kaum Zulauf. Der Humanistische Verband braucht die Kirchen, damit der Abwehrreflex funktioniert. Eigene Themen? Offensichtlich Fehlanzeige.

Im Übrigen verstrickt Osuch sich in einen Widerspruch: Gerade weil Berlin, wie er zu Recht anmerkt, frei, offen und kreativ ist, hat die Stadt kein Problem mit dem Papst und ist offen für seinen Besuch: Das Olympiastadion konnte locker gefüllt werden.

Es ist schon traurig, wenn der Humanismus in dumpfer Abwehr selber zur unaufgeklärten Ideologie verkommt. Da waren Jürgen Habermas und Joseph Ratzinger 2004 in ihrem Gespräch über Vernunft und Religion schon deutlich weiter.

Hans-Joachim Ditz, Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Berlin-Mitte

Bruno Osuch ist bemüht, das Bild eines „freigeistigen, linksliberalen, weltoffenen“ Berlin zu zeichnen. Paradoxerweise erscheinen ihm dabei aber Anliegen einer schlappen Minderheit von 250 000 Berliner Katholiken (Wechsel im Amt des Bischofs, Papstbesuch) belanglos – wichtig genug allerdings, um in diesem Zusammenhang für „kulturelle und ideologische Vielfalt und Toleranz“ zu demonstrieren, weil da ja aggressive Ausgrenzung Andersdenkender und Frauenfeindlichkeit ausgemacht werden. Derlei Unterstellungen und Polemik sind nun wirklich kein Beitrag pro Weltoffenheit und Pluralität in der Stadt!

Mit Dankbarkeit blicken Berlins Katholiken auf Männer und Frauen wie Erich Klausener, Bernhard Lichtenberg, Margarete Sommer, Alfred Bengsch, Hanna-Renate Laurien und andere, die in der Zeit der gott- und menschenverachtenden Systeme der National- bzw. Sowjetsozialisten aus christlicher Überzeugung unbeirrt für Freiheit, Recht und Menschenwürde eingetreten sind.

In aller Bescheidenheit konstatieren sie mit Genugtuung auch den Beitrag, den christliche Kindergärten, Schulen, Krankenhäuser und Senioreneinrichtungen zur kulturellen und sozialen Struktur und Vielfalt Berlins einbringen.

Gregor Mohn, Kressborn/Bs.

Selbst wer an Gott glaubt, kann an vielen Würdenträgern der katholischen Kirche (ver-)zweifeln. Man muss nicht Atheist sein, um gegen den Papstbesuch in Berlin zu demonstrieren.

Ich begrüße es ausdrücklich, dass es vor dem Brandenburger Tor eine Kundgebung geben wird.

Rolf Blaga, Berlin-Wittenau

Die Aussagen von Bruno Osuch beschränken sich auf die alte Feindbildpflege. In meinem Glaubenszweifel teile ich auch als kritischer Katholik eher die Position von Helmut Schmidt und nicht die des Papstes.

Warum meint Herr Osuch mit solchen Worten gegen den geplanten Papstbesuch polemisieren zu müssen? Gibt es im Atheismus keine Widersprüche?

Hier wäre mehr Gelassenheit und auch Respekt gegenüber den Wertevorstellungen anderer Menschen wünschenswert.

Markus Erich Delattre, Hamburg

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